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Alles schick. Im ehemaligen Flughafen Tempelhof wurde am Montagabend die Bread & Butter mit einer Party eröffnet. Foto: dpa

© dpa

Berlin: Jeans und Sneakers bis ins Grab

Was bedeutet Jugend – und was will sie tragen? Experten auf Trendsuche.

Jugend-Stil? Gibt’s nicht mehr. Schuld sind die Eltern, die keine modischen Angriffsflächen bieten. Jeans und Sneakers trägt man heute bis ins Grab. Aber die Forever-Young-Generation hat nicht allein Schuld. Die „Zeit-Magazin“- Konferenz „Mode & Stil“ beleuchtete das Thema, was Mode und Jugend miteinander zu tun haben am Montag im „me Collectors Room“ in Mitte. Mode als Ausdruck der Zugehörigkeit zu einer Subkultur funktioniert demnach nicht mehr. Eher ist sie, wie Tillmann Prüfer sagte, der Style Director des Magazins, eine Art Toolbox, ein Werkzeugkasten, aus dem man sich bedient, um an seinem Selbst zu basteln.

„Kein anderer soll aussehen wie ich“, lautet die Maxime der Jugendlichen, die mal Omas Unterhosen als Shorts tragen oder sich in einem alten Bibermantel wohlfühlen. Noch nie widmeten sie dem Aussehen so viel Aufmerksamkeit. Das mag es nicht leichter machen für die Modeindustrie, aber spannender allemal.

Magazin-Chef Christoph Amend unterhielt sich mit dem Chef des Menswear Design bei Cos, Martin Anderson, über seine Inspirationsquellen. Die sind gut gestreut, das Stadtbild von Venedig während der Biennale gehört dazu, Klangkunst, aber auch Multimedia-Installationen in London. Die Prints der Mathematikerin Tauba Auerbauch aus San Francisco empfindet er als ebenso wegweisend wie die Stillleben der gebürtigen Berlinerin Sarah Illenberger. Sein Stil als junger Mann sei eher retro gewesen, da hat er sich im Fundus seines Vaters bedient. „Jugend an sich ist keine Kategorie der Mode“, befand Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken. Spätestens seit Twiggy fehlen die sekundären Geschlechtsmerkmale, der Körper der Mode ist asketisch, sich selbst entrückt, ekstatisch. Ist der Heroin Chic einer Kate Moss nur eine Fortsetzung des Stils der Mystiker mit anderen Mitteln?

Es ging noch um in Porzellan getauchte Morgenmäntel und um Jumpsuits, auf denen Kinder Innereien aufmalen. Der Diskussionsstoff, den die Konferenz generierte, reicht lässig für die ganze Mercedes Benz Fashion Week. Markenkommunikationschef Jens Thiemer war dabei wie Mode-Altmeister Albert Eickhoff. Wenn am Donnerstag das Zeit-Magazin erscheint, kann anhand eines Fragebogens jeder testen, wie sein modisches Alter ist. Keine Sorge, der Test kann schmeichelhaft enden. Elisabeth Binder

Ab jetzt täglich Fashion Week: Seite 11

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