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Berlin: Jeder Stopp ein Stau

Der israelische Präsident Katzav kommt Montag auf Staatsbesuch. Sein Programm ist dicht gedrängt

Es ist das kleine Einmaleins der Staatsbesuche: Wenn in der Budapester Straße rot-weiße Absperrgitter von Polizei-Lastwagen abgeladen werden, kommt ein prominenter Politiker ins Hotel Interconti. Sind es gleich hunderte Gitter, die schon Tage zuvor auf ihren Einsatz warten, ist es ein Politiker der Gefährdungsstufe Eins. Am Freitag wurden sogar zehn Betonklötze an der Corneliusbrücke abgeladen, mit denen die Straße verriegelt werden kann – also reist entweder der amerikanische oder der israelische Präsident an. Tatsächlich wird am Montagmorgen Mosche Katzav für einen dreitägigen Staatsbesuch in Berlin erwartet. Der Anlass der Präsidentenreise: Vor 40 Jahren haben beide Länder – 20 Jahre nach dem Ende der Naziherrschaft und sechs Millionen ermordeten Juden – ihre diplomatische Beziehungen aufgenommen.

Mosche Katzav und seine Frau Gila absolvieren ein dicht gedrängtes Programm – unter anderem besuchen sie das vor wenigen Wochen eröffnete Holocaustdenkmal in Mitte. Und das bedeutet: weiträumige Absperrungen, Präzisionsschützen auf den Wilhelmstraßen-Blocks und dem Debis-Haus – aber kein Balkonverbot für Anwohner. Wie berichtet, hatte die Polizei bei der Eröffnung des Denkmals den Nachbarn des Denkmals zunächst das Öffnen der Fenster und das Betreten des Balkons verbieten wollen. „Diesen Fehler begehen wir nicht noch einmal“, sagte ein Polizeiführer. Per Aushang wurde den Anwohnern des Denkmals jedoch nahe gelegt, sich nicht „auffällig“ zu verhalten, also zum Beispiel gewehrähnliche Gegenstände aus dem Fenster zu halten. Israelische Sicherheitskräfte haben das Denkmal bereits besichtigt, nach einem Besuch des unterirdischen Ortes der Information ist auch ein kurzer Gang durch Stelen geplant. „Natürlich durch einen Bereich mit ganz hohen Stelen“, hieß es bei der Einsatzleitung. Dort ist der Gast sicher vor einem Anschlag aus der Ferne – für die Sicherheitsbehörden weltweit gilt ein Attentat durch einen Präzisionsschützen seit der Ermordung des serbischen Ministerpräsident Zoran Djindjic als größte Bedrohung. Djindjic war 2003 durch einen Fernschuss getötet worden.

Und Katzav gehört zu den gefährdetsten Politikern der Welt. So wurde der Programmpunkt, bei dem Katzav sich lange im Freien aufhält – bei der Ehrenbezeugung durch das Wachbataillon der Bundeswehr nämlich – auf den Militärflughafen Tegel Nord verlegt. Bislang fand dies immer vor dem Schloß Bellevue oder Charlottenburg statt.

2000 Polizisten werden in den drei Tagen den Gast schützen, der wie bei seinen Besuchen 2002 und 2004 im Interconti – dem sichersten Hotel der Stadt – wohnen wird. Die Bevölkerung wird Katzav nicht sehen – außer hinter dem Panzerglas seiner Limousine, wenn die aus über 50 Fahrzeugen bestehende Kolonne vorbeirast. Die Polizei warnte gestern vor Verkehrsbehinderungen. So werden Straßen in der Nähe der Programmpunkte (siehe Kasten) gesperrt, parkende Autos abgeschleppt. Staus wird es vor allem auf dem Spandauer Damm geben, da sich der Präsident an zwei Tagen jeweils mehrere Stunden im Schloß Charlottenburg aufhalten wird.

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