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Berlin: Jedes zehnte Klinik-Bett soll wegfallen

Alle Berliner Krankenhäuser bleiben aber erhalten, sieht das Konzept der Gesundheitsverwaltung vor

Der Berliner Krankenhausplan steht jetzt fest: Nach Tagesspiegel-Informationen müssen die Berliner Kliniken bis zum Jahr 2005 insgesamt 2367 Betten abbauen. Rund 1000 Betten gehen nach dem Konzept der Gesundheitsverwaltung zu Lasten der normalen Krankenhäuser, den Rest steuern die beiden Universitätskliniken bei. Es wird damit jedes zehnte Klinikbett abgebaut – allerdings soll für den Krankenhausplan keine einzige der 70 Berliner Kliniken mit derzeit 23 000 Betten schließen müssen.

Anfang März wird das Abgeordnetenhaus über den Krankenhausplan beraten, den der Senat dann Mitte März beschließen will. Mit einem solchen Plan regelt das Land zum einen den Bedarf an Klinikkapazitäten und zum anderen dessen Finanzierung. Von Anfang an setzte Gesundheitsstaatssekretär Hermann Schulte-Sasse – im Gegensatz zu seinen Vorgängern – auf einem möglichst breiten Konsens mit den Kliniken und Krankenkassen, obwohl die Verwaltung als Planungsbehörde den Bedarf auch ohne die Zustimmung der Betroffenen treffen kann.

Es habe eine Reihe von Krankenhäusern gegeben, die von sich aus einen Bettenabbau angeboten haben, ist aus Teilnehmerkreisen zu hören. Hintergrund: Mit den neuen Fallpauschalen, nach denen die Krankenhäusern nicht mehr nach Kliniktagen sondern den behandelten Krankheiten bezahlt werden, sinkt die Bettenzahl spätestens ab 2007 sowieso. Denn die Liegedauer der Patienten wird dramatisch zurückgehen.

Die Berliner Krankenkassen können dagegen sind mit diesen Zahlen nicht ganz zufrieden sein. Sie wollten die Krankenhäuser zwingen, 4850 Betten abzubauen, rund ein Fünftel der gesamten Klinik-Kapazitäten. Zum Vergleich: Allein die Vivantes-Gruppe, bestehend aus neun ehemals städtischen Krankenhäusern, verfügt über 5900 Betten. Doch die Kassen stimmten dem Kompromiss grummelnd zu. Sie hoffen jetzt, dass der neue Plan ohne die langwierige Gegenwehr der Kliniken umgesetzt werden kann. Deshalb mahnt Rolf D. Müller, Vorstandsvorsitzender der Berliner AOK auch strukturelle Veränderungen an den Kliniken an, zum Beispiel den Abbau von teuren Doppelangeboten in der Universitätsmedizin. „Wo das nicht der Fall ist, befürchten wir ein ungesteuertes Krankenhaussterben in Berlin, sobald die Fallpauschalen eingeführt werden“, sagt Müller.

Akzeptabel dürfte der Bettenabbau auch deshalb für die Krankenkassen sein, weil auch die Unimedizin Betten verliert. Denn die Klinikversorgung ist in Berlin deshalb so überdurchschnittlich teuer, weil es hier besonders viel der teuren Hochleistungsmedizin gibt.

Das Einsparpotenzial des geplanten Bettenabbaus ist schwer abzuschätzen, da die Kosten und der Personalaufwand sehr unterschiedlich hoch ist. Je nach Krankenhaus und Station variieren die Kosten sehr stark. Hinzu kommt, dass der Bettenabbau nicht unbedingt einen großen Stellenabbau bedeutet, da die Zahl der Patienten pro Bett steigen wird, so ein Insider.

Ursprüngliche wollte die Senatsgesundheitsverwaltung den neuen Krankenhausplan schon im vergangenen Herbst vorlegen. Der Termin wurde unter anderem deshalb verschoben, weil man zunächst auf das Gutachten der Experten über die Berliner Universitätskliniken warten wollte.

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