zum Hauptinhalt
Ein Spender, der anonym bleiben will, hat Millionen für den Bau einer Kuppel für das Schloss gegeben.

© Promo

Jetzt doch mit Kuppel: Geheimer Spender setzt dem Schloss eins drauf

Ein Schloss ohne Kuppel? Gerade noch rechtzeitig wurde dieses Szenario abgewendet - ein Spender, der anonym bleiben will, sicherte die Millionen für den Bau der historisierenden Kuppel des Humboldtforums zu.

Eine schmucklose Kuppel aus nacktem Beton auf dem Dach des Schlosses – diese grausame Vorstellung für geschichtsbewusste Berliner ist gerade so eben abgewendet worden. Ein Großspender hat die Überweisung eines Millionenbetrages auf die Konten der „Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum“ zugesagt – und die ermöglicht die Rekonstruktion der Kuppel in ihrer historischen Gestalt. Die Schlosskuppel war im 19. Jahrhundert stilbildend für ähnliche Aufbauten bei anderen wichtigen Berliner Gebäuden im historischen Zentrum der Stadt.

Stiftungschef Manfred Rettig, Bauherr des Schlosses im Auftrag des Bundes, sagte dem Tagesspiegel, die Spende sei gerade noch rechtzeitig gekommen. Denn ohne die Millionen des privaten Mäzens hätten im künftigen Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum zunächst nicht die erforderlichen Vorkehrungen getroffen werden können, um den historisierenden Aufbau zu realisieren. Stattdessen wäre eine schmucklose Haube aufgesetzt worden. Auch eine spätere Nachrüstung der Kuppel wäre äußerst schwierig gewesen: Dazu hätte der Haupteingang gesperrt und sogar das Dach noch einmal geöffnet werden müssen. „Ich bezweifle, dass jemand dazu bei laufendem Betrieb den Mut aufgebracht hätte“, sagte Rettig.

Das Geld des Spenders reicht allerdings nicht, um die Figuren auf der Kuppel und die „Laterne“ an dessen oberster Spitze zu bauen. Auch für den Schmuck an den Säulen von Portal III, am künftigen Haupteingang des Gebäudes, fehlt das Geld. Allerdings müssen die Aufträge zur Realisierung dieser Plastiken und Ornamente – anders als für die Vorbereitung der historisierenden Kuppel – nicht schon in diesem Jahr erteilt werden. Und der Stiftungschef glaubt, dass der Spendenfluss ähnlich wie bei der Dresdner Marienkirche erst so richtig fließt, wenn die Grundmauern zu erkennen sein werden. Das sollte spätestens Ende nächsten Jahres der Fall sein. Durch die wichtige Großspende sei jetzt aber erst einmal die Gefahr abgewendet, dass die Kuppel der geplanten Schlossrekonstruktion einmal so aussehen wird „wie ein schneller Brüter“, so Rettig.

Der Engpass ist überwunden

Rund 18 Millionen Euro kostet die Wiederherstellung der Kuppel in ihrem historischen Gewand, heißt es aus Kreisen des Bundesbauministeriums. Ein Teil davon ist durch die Spende nun gedeckt. Die Schlossstiftung rechnet mit privaten Zuwendungen in Höhe von rund 80 Millionen Euro für den Fassadenschmuck des Gebäudes. Weitere 28,5 Millionen Euro seien für die „historische Ausgestaltung“ des Bauwerks sowie für den Bau eines Dachcafés erforderlich. Insgesamt wird der Neubau 590 Millionen Euro kosten, wozu der Bund 478 Millionen Euro beisteuert und Berlin 32 Millionen Euro. Die realen Baukosten werden bei der Eröffnung im Jahr 2019 aber noch deutlich höher liegen, weil diese Kalkulation den jährlichen Anstieg der Baupreise nicht berücksichtigt.

„Ich bin glücklich, dass wir den Engpass überwunden haben“, sagte der Chef des Fördervereins Berliner Schloss, Wilhelm von Boddien. Der eingesprungene Spender sei ein Deutscher, der unter allen Umständen anonym bleiben wolle – und ihm Hilfe in Notfällen angeboten habe. Als klar war, dass der Bau einer nackten Kuppel drohte, habe er diese Hilfe in Anspruch genommen. Boddien zufolge hat der Verein bisher rund 7,5 Millionen Euro in Form von Plänen, Plastiken und Figuren bereitgestellt sowie acht Millionen Euro Bares. „Wir haben das 16-Fache dessen eingesammelt, was bei der Dresdner Frauenkirche zum gleichen Bauzeitpunkt bereitstand – warum sollten wir die 80 Millionen Euro nicht zusammenbekommen?“, fragt Boddien.

Falls die Mittel doch nicht dazu ausreichen, die Innenhöfe in historischer Gestalt zu realisieren, wird die Stiftung statt Kreuzgewölben Rigips-Decken einziehen müssen oder Bauteile mit Strukturputz verkleiden müssen. Besonders die Wirkung des großen Veranstaltungssaales hinter dem Portal III des Neubaus würde das beeinträchtigen. Noch bleibt aber mindestens bis Mitte 2015 Zeit, Spender zu finden, denn so lange dauert es noch, bis der Rohbau steht.

Die Grundsteinlegung für die Rekonstruktion des Schlosses soll noch in diesem Frühjahr stattfinden – in Anwesenheit des Bundespräsidenten Joachim Gauck. Danach gehen die Bauarbeiter ans Werk: Der Konzern Hochtief hat den Auftrag für den Rohbau erhalten. Ende 2013 soll das Untergeschoss des neuen Schlosses fertiggestellt werden. Im Jahr 2014 könnte der Rohbau fertig sein. Anfang bis Mitte des Jahres 2015 ist das Richtfest geplant. Anschließend folgt der Innenausbau. Frühestens Ende 2017 will die Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum den Bau fertiggestellt haben. Eröffnet wird das Ausstellungs- und Veranstaltungsgebäude erst im Jahr 2019. Denn es wird Monate brauchen, bis die Nutzer das Haus richtig kennengelernt haben und die Technik beherrschen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false