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Berlin: Jetzt tritt die zweite Reihe an

PDS-Fraktion wird nach Wolfs Weggang neu organisiert

Von Barbara Junge

Die PDS-Fraktion im Abgeordnetenhaus blickt ihrem künftigen Chef mit gemischten Gefühlen entgegen. Nicht, dass Stefan Liebich von seinen Genossen nicht geschätzt würde. Aber der junge Landesvorsitzende der Sozialisten, der jetzt auch noch den Vorsitz der Fraktion übernehmen muss, sagt es seit Tagen allen, die es hören wollen: Die Zeit der Ein-Mann-Show ist vorbei. Der „sehr starken Autorität von Harald Wolf“, dem bisherigen Fraktionsvorsitzenden, will Stefan Liebich nicht nacheifern. Die Verantwortung soll „auf viele Schultern“ verteilt werden.

Nach dem abrupten Abgang von Wirtschaftssenator Gregor Gysi ist die PDS in Personalnöten. Der starke Mann der Partei, Harald Wolf, folgt auf Gysi in der Wirtschaftsverwaltung. Liebich springt für Wolf ein – doch wer kommt danach? Schon die Stellvertreter der beiden sind der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. „Jetzt muss die zweite Reihe ran“, sagt Stefan Liebich. Die Fraktion weiß, was auf sie zukommt. „Harald Wolf war der Kopf und hat das Machtwort gesprochen“, blickt ein Parlamentarier seufzend zurück. „Das war für viele sehr bequem.“

In den ersten Besprechungen von Fraktions- und Parteiführung nach dem Austausch an der Spitze wurde die zweite Reihe begutachtet. Für Gregor Gysi etwa rückt Steffen Zillich ins Abgeordnetenhaus nach. Der 31-jährige Innenpolitiker saß bereits in der letzten Legislaturperiode im Parlament und gilt als einer, der den Fraktionsvorstand sofort stärken könnte. Sollte Gesine Lötzsch (41) am 22. September in Lichtenberg-Hohenschönhausen ein Direktmandat für den Bundestag holen, wird zudem ein weiterer Platz im Landesparlament frei. Den soll Nachrücker Carl Wechselberg ausfüllen. Der 33-Jährige ist Fraktionsmitarbeiter der PDS im Preußischen Landtag und gilt als eines der jungen Talente. Am Montag tagt der Fraktionsvorstand der PDS. Neben dem Zeitplan für die Wahl Liebichs wird die Fraktionsspitze die künftige Rollen- und Arbeitsteilung beraten. Die beiden Stellvertreterinnen Carola Freundl und Marion Seelig sollen mehr Veranwortung übernehmen, eine Doppelspitze ist aber nicht vorgesehen. Die Wahl Liebichs (und eine eventuelle Verstärkung des Fraktionsvorstandes) wird nach der Wahl des neuen Senators stattfinden, vermutlich Anfang September. Künftig sollen hier die bisherigen Liebich-Stellvertreter Udo Wolf (39) und Annegret Gabelin (44) mehr mitreden. Bislang verfolgte die PDS das Konzept, die Wahrnehmung der Partei auf Stefan Liebich zu konzentrieren. Jetzt wird ein junges Trio präsentiert. Für Liebich ist eine repräsentative Rolle vorgesehen. Wolf und Gabelin sind dann für die parteiinterne Organisation und die Kommunikation nach außen zuständig.

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