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Berlin: Jetzt wird Rotkäppchen nachts eingeschlossen

Bezirk will entschieden gegen Vandalismus am Märchenbrunnen und in Parks vorgehen

Kaum gereinigt, wieder beschmiert. Kaum saniert, wieder zerstört. Kaum geputzt, wieder übersät mit Kronkorken und Tüten: Am Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain, am Nationaldenkmal im Kreuzberger Viktoriapark und auf den Wiesen drumherum erleben Besucher keinen Tag ohne neue Zerstörungen und hässliche Hinterlassenschaften. Nun will der Bezirk dagegenhalten. Rund um den denkmalgeschützten Märchenbrunnen, dessen Figuren mehrfach zerschlagen wurden, lässt Baustadtrat Franz Schulz (Grüne) einen Zaun ziehen, das Nationaldenkmal erhält einen neuen Anti-Graffiti-Überzug – und in beiden Parks sind seit kurzem private Reinigungsfirmen mit 80 Kräften unterwegs.

Zwar starteten die Berliner Stadtreinigung (BSR) und die Grünflächenämter Anfang April den größten gemeinsamen Frühjahrsputz seit vielen Jahren in Parks und öffentlichen Gärten, doch schon nach dem ersten warmen Wochenende sah es an vielen Stellen aus, als hätte es das Reinemachen gar nicht gegeben. Auch die jüngsten ehrenamtlichen Einsätze von Anwohnern wie der katholischen Pfadfinder im Viktoriapark bescherten nur kurzfristig Sauberkeit. Und die seit vergangenem Jahr am Tage patrouillierenden Kiezstreifen bewirken auch nicht allzu viel. „Vandalismus“, sagt Stadtrat Schulz, „ist meist ein Phänomen der Nacht.“

Deshalb will er erst einen Zaun mit verschließbaren Toren um den Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain errichten lassen, bevor Rotkäppchen, Aschenbrödel und der Zaunkönig an ihre Plätze zurückkehren. Im Frühjahr 2004 wurden sie von Rowdys zerschlagen, inzwischen sind die Figuren repariert und sollen nun so gut geschützt werden wie in den Anfangsjahren des 1913 gebauten Brunnens. Schon damals gab es eine Gatteranlage. Nach deren historischem Vorbild wird nun der neue Zaun entworfen. Bis zum Sommer soll alles fertig sein. Dann will man den Brunnen abends abschließen und nachts beleuchten. Kameras soll es aber nicht geben. Ansonsten hält Baustadtrat Schulz „gar nichts“ von Parkzäunen und Schließzeiten: „Das würde der Idee öffentlicher Grünanlagen widersprechen.“ Auch die Senatorin für Stadtentwicklung ist skeptisch, nennt es wenig effektiv. Verwiesen wird dabei auf den umzäunten Schlosspark Charlottenburg. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten schließt ihn um 21 Uhr ab – und klagt dennoch über Vandalismus.

In Kreuzberg-Friedrichshain setzt man stattdessen aufs Reinemachen. So soll die Wall AG einmal monatlich das Kreuzberg-Denkmal säubern sowie einen neuen Anti-Graffitischutz aufbringen. Und im Viktoriapark, Friedrichshain und Görlitzer Park sind seit April private Reiniger im Bezirksauftrag zweimal pro Woche aktiv. Danach sollen die Parks tipptopp aussehen. Stadtrat Schulz: „Das hat schon viel gebracht.“

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