zum Hauptinhalt
Bundespräsident Joachim Gauck steht mit herkömmlichen Arbeitsschuhen und Helm bekleidet auf dem Dach des Gebäudes vor der Kuppel.

© dpa

Joachim Gauck besucht Berliner Stadtschloss: "Ich höre, diese Baustelle ist im Zeit- und Kostenrahmen"

Unser Autor Ralf Schönball begleitet Joachim Gauck durchs Schloss. Er hofft, dass die Baustelle im Kostenrahmen bleibbt.

0 - 1 steht für? Die Insignien der Macht unseres Staates. 0, weil sie mehr ist als irgendeine Ziffer und 1, weil das eben der erste Mann im Staate ist. 0 - 1 ist deshalb das Kennzeichen der S-Klasse von? Jawohl, vom Bundespräsidenten, dem König von Deutschland, wenn wir einen hätten, denn dann hätte er eine ähnliche Bedeutung für die Politik wie die Queen in Großbritannien. Und deshalb hat Gauck bei der Begehung des Symbols von Königreichen par excellence, dem Schloss, diesem einen Satz für die Geschichtsbücher – „Ich höre, diese Baustelle ist im Zeit- und Kostenrahmen“ – und gleich noch eine Mahnung hinterhergeschickt: „Ich hoffe, dass es so bleibt“.

Das Chaos ums BERgamonmuseum kam dem ersten Mann im Staate wohl zu Ohren. Und das Glück ist Gauck hold, dass er ausgerechnet das Schloss, dieses eine Bundesbauvorhaben unter seine Schirmherrschaft stellte, bei dem so gar nichts schiefgehen will.

Dass der evangelische Pastor aus Rostock sich dazu hinreißen ließ, ist ja eh erstaunlich, sitzt der Stachel im Fleisch unserer Brüder und Schwestern im Osten doch tief, dass dafür Erichs Lampenladen in Scherben geschlagen wurde.

Diese lächelt etwas gequält

Auch Gauck muss so empfunden haben, jedenfalls antwortet er auf die Frage nach dem Palast der Republik, dass er mit diesem „positive Erfahrungen“ verbinde: „Das erste frei gewählte Parlament“ habe dort getagt. Aber dann zieht er schnell Richard Schröder ins Bild, der wie Gauck in jenen denkwürdigen historischen Stunden im „Palazzo Prozzo“ saß – und der wie dieser mit der Zeit ging: Als Vorstand des Fördervereins wirbt Schröder fürs Schloss und schlägt vor der Kulisse der noch unvollendeten Kuppel vor, „die beiden Vertragsexemplare“ des Einheitsvertrages im Humboldtforum auszustellen, wie das Schloss künftig heißen wird.

Dass aber Gauck wie auch die Kanzlerin nie öffentlich über das Schloss reden wollten, nicht mal zur Grundsteinlegung, zu der er – anders als Merkel – wenigstens erschien, lässt sich nun erklären: Unbehagen ist es, über den gewaltigen Maßstab. „Ich habe mich gefragt, wie wollen die das bespielen“, sagt er und „gewundert“ habe er sich „über den Optimismus der Intendanz“. Diese lächelt etwas gequält. Und schon geht es durch die Pfützen zurück zum Benz, und 0 - 1 entschwebt durch die Straßen von Berlin.

Zur Startseite