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Joachim Zeller: Parteichef auf Zeit - Zeller könnte einspringen

Noch vor drei Wochen sagte Joachim Zeller dem Tagesspiegel: „Ich will nicht Landeschef werden. So etwas macht man einmal, zu seiner Zeit.

Von Sabine Beikler

Noch vor drei Wochen sagte Joachim Zeller dem Tagesspiegel: „Ich will nicht Landeschef werden. So etwas macht man einmal, zu seiner Zeit.“ Das sagte der 56-jährige Bezirksstadtrat in Mitte zu einer Zeit, als Ingo Schmitt trotz zunehmender parteiinterner Kritik noch nicht daran dachte, zeitnah den Parteivorsitz zur Verfügung zu stellen. Jetzt aber braucht die Partei bis zu den Vorstandswahlen einen erfahrenen Übergangschef: Und das kann Zeller, seit 1991 im Berliner Landesvorstand und damit dort Dienstältester.

Für die potenziellen Anwärter auf den Landesvorsitz ist Zeller keine Gefahr. Ihm werden allerhöchstens noch Ambitionen nachgesagt, als gewählter Europaabgeordneter nach Brüssel zu gehen. Offiziell hat er sich dazu noch nicht geäußert.

Er hat bittere Erfahrungen mit der Berliner CDU gemacht – und mittlerweile seinen Frieden mit den Parteifreunden wieder gefunden. Im Mai 2003 wurde er neuer CDU-Landeschef. Er galt als Verbündeter des 2001 gescheiterten Spitzenkandidaten Frank Steffel und hatte diverse parteiinterne Gegner. Deshalb wurde für ihn der Parteivorsitz zum Spießrutenlauf. Mehrere Kreischefs organisierten sich gegen ihn, er selbst sprach von „Partisanenmethoden“ und gab genervt drei Wochen vor einem regulären Parteitag im Mai 2005 auf. Kandidieren werde er nicht mehr, sagte er damals. Einstimmig nominierten die Kreischefs damals Ingo Schmitt für den Landesvorsitz.

Ein Jahr später erlitt Zeller die nächste politische Niederlage: Nach zehn Jahren Tätigkeit als Bezirksbürgermeister in Mitte fehlte ihm die Mehrheit, um das Bündnis von CDU, Linke und Grünen weiterzuführen. Er ist seitdem stellvertretender Bezirksbürgermeister und Stadtrat für Wirtschaft, Immobilien und das Ordnungsamt.

Nach den parteiinternen Machtspielen könnte Zeller jetzt genau der richtige Interims-Parteichef für die Berliner CDU sein. Ein Mann, dessen Devise heißt: bloß nicht anecken. Ein Politiker, der diplomatisch auftritt, sich nicht frühzeitig positioniert, der erst beobachtet, wie Diskussionen laufen und sich am Ende einmischt. Zeller „kann“ Parteiarbeit und die eigenen Leute zusammenhalten – zumindest so lange, bis sich ein potenzieller Nachfolger aus der Deckung wagt.Sabine Beikler

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