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Joboffensive: Vermittler begleiten Hartz-IV-Empfänger zu den Firmen

Seit Anfang des Monats läuft die Joboffensive gegen den künftigen Fachkräfemangel. Jobcenter wollen die „marktnahen“, gut vermittelbaren Arbeitslosen in eine Beschäftigung bringen.

Angesichts des drohenden Fachkräftemangels und der Kürzungen bei Förderprojekten zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt haben sich die Regionaldirektion für Arbeit und der Senat auf neue Wege verständigt. Seit Anfang des Monats läuft die Joboffensive, mit der die Jobcenter die „marktnahen“, gut vermittelbaren Arbeitslosen in eine Beschäftigung bringen wollen. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, sagte die Chefin der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesanstalt für Arbeit, Margit Haupt-Koopmann. Zurzeit hätten auch Arbeitslose, die bisher Hartz IV beziehen, gute Chancen. Im Bereich der IHK wolle jedes dritte Unternehmen neue Mitarbeiter einstellen, bei der Handwerkskammer jeder vierte Betrieb, sagte Haupt-Koopmann. Besonders kleine Firmen mit bis zu zehn Beschäftigten hätten Schwierigkeiten, neues Personal zu finden. Als Ziel haben sich Senat und Regionaldirektion gesetzt, in den beiden kommenden Jahren jeweils 10 000 zusätzliche Arbeitslose zu vermitteln.

65 000 Menschen, also ein Drittel der von den zwölf Berliner Jobcentern betreuten Arbeitslosen, sollen künftig besonders eng und gut betreut werden. Dafür wurden rund 350 neue Arbeitsvermittler eingestellt, die gemeinsam mit 300 bisherigen Vermittlern in Projektteams arbeiten werden. Sie sollen die Unterlagen der Arbeitslosen direkt zu den Unternehmen bringen oder diese, falls nötig, „an die Hand und direkt dorthin begleiten“, sagte Haupt-Koopmann. Man wolle zeigen, dass Hartz-IV-Empfänger auch gute Mitarbeiter sein können. Die Vermittlung könne auch durch Qualifizierungen etwa von Langzeitarbeitslosen und durch Lohnkostenzuschüsse gefördert werden.

Wie der Jobcenter-Chef von Friedrichshain-Kreuzberg, Stephan Felisiak, sagte, sollen in seinem Bezirk jetzt innerhalb der nächsten vier Wochen alle betroffenen Arbeitslosen zu intensiven Gesprächen ins Jobcenter eingeladen werden. Jetzt habe man die dafür notwendigen Kapazitäten. Bei der Joboffensive kommen auf einen Vermittler 100 Arbeitslose.

Von dem ursprünglich bei Hartz IV geplanten Betreuungsschlüssel von eins zu 150 war man in den vergangenen Jahren weit entfernt; in der Regel kümmerte sich ein Vermittler um 250 Arbeitslose. Die Berliner Joboffensive gilt für die Bundesagentur als Modellprojekt und ist auf zwei Jahre befristet. Die Kosten von 46,3 Millionen Euro kommen vom Bund, 7,2 Millionen Euro zahlt das Land. Für Arbeitssenatorin Carola Bluhm (Linke) ist dieses Geld gut angelegt, da sie von Spareffekten für das Land ausgeht, wenn vermehrt derzeitige Hartz-IV-Bezieher arbeiten. Dann braucht Berlin nicht mehr für deren Mietkosten aufzukommen.

Die Kürzungen für Projekte auf dem zweiten Arbeitsmarkt machen sich schon seit Monaten bemerkbar. Waren im Mai 2010 noch rund 32 000 Menschen in Maßnahmen wie Ein-Euro-Jobs beschäftigt, sind es nur noch 19 000. Arbeitssenatorin Bluhm konnte sich allerdings im April mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit darauf einigen, dass über das Förderprogramm des Landes, den öffentlichen Beschäftigungssektor, 5000 Stellen für schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose finanziert werden.

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