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Berlin: Jobs in der Industrie werden immer seltener

Auch Handel und Verwaltung bauen Arbeitsplätze ab

Samsung in Oberschöneweide (750 Beschäftigte), JVC in Reinickendorf (225 Stellen), CNH-Baumaschinen in Spandau (500 Stellen) – seit Wochen häufen sich die Nachrichten über Werksschließungen, Produktionsverlagerungen oder Reduzierung der Belegschaften. Dazu will der Zigarettenhersteller Reemtsma 200 von 500 Stellen streichen, das Haus- und Systemtechnikunternehmen Stiebel Eltron 200 der 250 Stellen. Auch der Aufzugs- und Rolltreppenhersteller Otis will massiv Jobs streichen. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hat Berlin inzwischen bezogen auf die Bevölkerungszahl nur noch halb so viel Industriearbeitsplätze wie Hamburg.

Aber nicht nur in der Industrie geht der Job-Killer um, gegen den jüngst auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Wirtschaftssenator Harald Wolf bei einer Demonstration vor dem Roten Rathaus mit von Arbeitslosigkeit bedrohten Beschäftigten protestierten. Mit dem Stellenabbau gehen nicht immer Kündigungen einher, oft wird er auch durch Abfindungsregelungen oder durch das Nichtbesetzen frei gewordener Stellen erreicht. Beispielsweise seien bei der Berliner Bankgesellschaft in diesem Jahr einige hundert Stellen weggefallen, sagt Verdi-Geschäftsführer Roland Tremper. In der gesamten Bank- und Versicherungsbranche beziffert er die Zahl auf 1000. Im Einzelhandel sei die Entwicklung noch gravierender: Rund 3000 Stellen wurden abgebaut. 200 Stellen habe allein die Insolvenz des Traditionsunternehmens Wegert gekostet. Gerade im Einzelhandel verdrängen zum Ärger der Gewerkschaften die so genannten Mini-Jobs mit einem Einkommen bis zu 400 Euro die regulären Arbeitsplätze.

Auch wenn es im Wesentlichen ohne Kündigungen abging, ist das Land Berlin der größte Stellenstreicher in der Stadt. Von den 207 000 Arbeitsplätzen im unmittelbaren Landesdienst (1991), sind jetzt noch 118 000 übrig geblieben. Und der Abbau geht weiter: Bis 2012 sollen jährlich 3000 ausscheidende Mitarbeiter in der Verwaltung nicht wieder ersetzt werden. Andere öffentliche Einrichtungen sind ebenfalls betroffen: Die Charité will nach Verdi-Angaben bis 2010 rund 2200 Stellen abbauen, 1500 davon über die Nichtbesetzung frei werdender Stellen. Noch ist unklar ist, wie sich die Pläne der Telekom auswirken werden: Bundesweit sollen 30 000 Jobs gestrichen werden. Verdi befürchtet, dass in der Region Berlin-Brandenburg ein Drittel der 12 000 Stellen betroffen sein könnten.

Aber die Wirtschaftsverwaltung will nicht nur schwarz sehen. Sie nennt einige Neuansiedlungen als Hoffnungsschimmer. Der Chemiekonzern BASF baut in der Oberbaum-City ein Servicezentrum auf und will 600 Arbeitsplätze schaffen. Auch Daimler Chrysler in Marienfelde plant 600 neue Stellen. Mehrere hundert Arbeitsplätze erwartet der Senat durch die Verlegung der Deutschland-Zentrale von Sony nach Berlin und durch die Standorterweiterung von MTV.

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