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Publikumsmagnet: Das Jüdische Museum in Berlin.

© dpa

Jubiläum im Jüdischen Museum: Gedenken und Geheimnisse

Das Jüdische Museum feiert sein zehnjähriges Bestehen mit einem Festakt, zeigt die Akademie-Baustelle und lädt zum Publikumstag.

Schweigend, den Blick mal auf ein Stückchen grauen Himmel, mal auf den schiefen Boden gerichtet, geht Gisèle Laffaire langsam durch den sogenannten Garten des Exils. „Es drückt so in einem drin, wenn man hier durchläuft“, sagt die Deutschlehrerin aus Grenoble, nachdem sie das enge, tief liegende Quadrat mit den 49 sechs Meter hohen Betonstelen durchschritten hat, das Heimatlosigkeit erfahrbar machen soll. Laffaire ist nicht zum ersten Mal im Jüdischen Museum in Kreuzberg, zweimal war die Französin bereits mit Schulklassen da, mehrere Male auch allein. „Aus persönlichem Interesse an der jüdischen Kultur und zwei Jahrtausenden deutsch-jüdischer Geschichte“, sagt Laffaire. Außerdem begeistere sie die außergewöhnliche Architektur von Daniel Libeskind stets aufs Neue.

Und damit ist sie nicht allein. Seitdem das Jüdische Museum vor zehn Jahren eröffnete, kamen über sieben Millionen Besucher aus über 40 Ländern. Das Jubiläum und den großen Erfolg feiert das Museum in dieser Woche mit zahlreichen Veranstaltungen, Künstler- und Zeitzeugengesprächen und Aktionen. Den Auftakt der Feierlichkeiten machte am Montagabend ein Festkonzert mit Daniel Barenboim und der Staatskapelle Berlin in der Philharmonie und ein anschließendes Jubiläumsdinner in der zukünftigen Akademie des Jüdischen Museums an der Lindenstraße. Am Abend wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dort von Museumsdirektor Werner Michael Blumenthal der „Preis für Verständigung und Toleranz“ verliehen. Viele Prominente, unter ihnen beispielsweise auch Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der amerikanische Botschafter Philip D. Murphy und Architekt Libeskind, waren gekommen.

Libeskinds pfeilförmiger Museumsbau mit den schiefen, ineinander verschachtelten Ebenen und spitzen Winkeln, der von oben an einen geborstenen Davidstern erinnert, lockt inzwischen jährlich 750 000 Besucher an, Tendenz steigend.

Geduldig warten Tag für Tag viele hundert Museumsbesucher an der Sicherheitsschleuse und dem kleinen Ticketbereich im Eingangsgebäude, dem Kollegienhaus, in dem das Amtsgericht bis 1913 seinen Sitz hatte. Drinnen wird schnell klar, wie international die Besucherklientel des Hauses ist: Im Glashof, dem lichten und überdachten Innenhof des barocken Altbaus, lauscht eine Gruppe amerikanischer Schüler ihrem Lehrer, der ihnen einiges über die wichtigsten jüdischen Feiertage erzählt. Im ersten Stock, in der aktuellen Sonderausstellung „Heimatkunde“, unterhält sich zwischen Installationen, Videos, Texten und Fotos von 30 Künstlern eine polnisch-jüdische Mutter leise mit ihren Töchtern über deren Eindruck von Deutschland – es ist die erste Deutschlandreise der zwölf- und 14-jährigen Mädchen. Und im Tiefgeschoss von Libeskinds Neubau, dort, wo es die meisten Besucher sofort hinzieht, wird auf der sogenannten, mit Fotos, Exponaten, Texten und Videos veranschaulichten „Achse des Holocaust“, der „Achse des Exils“ und der „Achse der Kontinuität“ gleich in mehreren Sprachen geflüstert und gesprochen – darunter Deutsch, Englisch, Italienisch, Japanisch und Russisch.

Eine kostenlose Möglichkeit, das Museum in der Jubiläumswoche intensiv kennenzulernen, bietet der Publikumstag am Sonntag von 10 bis 19 Uhr. Etwas Wartezeit am Eingang sollte man einplanen. Es finden unter anderem Führungen zu versteckten Orten und durch geheime Gänge des Museums, Gespräche, Konzerte und Aktionen für Kinder statt. Und wer sehen möchte, wie weit die Bauarbeiten für die ebenfalls von Libeskind entworfene neue Akademie in der einstigen Blumengroßmarkthalle auf der anderen Straßenseite gediehen sind, kann unter anderem am morgigen Mittwoch und am Freitag jeweils um 16 Uhr an einer Baustellenführung teilnehmen.

Das Festprogramm finden Sie auf www.jmberlin.de/10jahre

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