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Manch ein Grab bleibt 20 Jahre bestehen, ein anderes für immer - das ist oft abhängig von der Religionszugehörigkeit des Verstorbenen.

© dpa

Juden, Muslime, Christen: Ungleichheit am Grab

Immer wieder sonntags fragen Sie Elisabeth Binder - heute geht es um Unterschiede bei der Totenruhe.

Ich habe gehört, dass es auf Berliner Friedhöfen unterschiedliche Tarife für Gräber je nach Religion des Toten gibt. Evangelische und katholische Verstorbene bzw. deren Angehörige müssen Geld für festgelegte Zeitabschnitte bezahlen. Jüdische Verstorbene und muslimische Verstorbene bzw. deren Angehörige müssen nichts für ihre Grabstätten bezahlen, sie sind kostenlos. Die Hinterbliebenen müssen nach zehn oder 20 Jahren nichts entscheiden und die Grabstätte bleibt auf ewig Eigentum des Toten. Klagt da keiner?

"Gegen kulturelle Unterschiede kann und sollte man nicht klagen. Auch Neid wäre in diesem Zusammenhang unangebracht. Bei der Beantwortung dieser Frage hat dankenswerterweise ein Mitarbeiter des Bestattungsunternehmens Grieneisen mitgeholfen. Es gibt in Berlin unabhängig von der Religion verschiedene Grabarten mit unterschiedlichen Kosten. In einem Reihengrab läuft die Ruhefrist nach 20 Jahren aus und kann nicht verlängert werden. Manche Menschen entscheiden sich für Familiengräber. Stirbt ein Ehepartner und hat der Überlebende den Wunsch, später neben diesem beigesetzt zu werden, kann die Frist immer wieder um fünf bis zehn Jahre verlängert werden. Wird dann der Partner auch bestattet, tritt automatisch wieder die 20-jährige Ruhefrist ein. Dass es in der jüdischen und muslimischen Kultur keine Zeitbegrenzungen gibt, ist richtig. Während die Jüdische Gemeinde ihre Bestattungen selber macht, nehmen viele Muslime inzwischen die Dienste der Berliner Bestatter in Anspruch. Es gibt auf städtischen Friedhöfen eigene muslimische Abschnitte. Auch da gilt eine Ruhefrist von 20 Jahren mit der Verlängerungsmöglichkeit bei Wahlgräbern. Alles bestens geregelt also. Woran es oft noch hapert, ist der angemessene Umgang mit den Trauernden. Egal, welchen Glaubens oder Nichtglaubens Sie sind, machen Sie bitte nicht aus Unsicherheit einen Bogen um die Hinterbliebenen."

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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