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Berlin: Jüdische Gemeinde: "Gräben überwinden" - Was sich Alexander Brenner für seine Amtszeit vorgenommen hat

Herr Brenner, wie haben Sie geschlafen?Um halb vier war ich zu Hause, um sieben Uhr klingelte das Telefon.

Herr Brenner, wie haben Sie geschlafen?

Um halb vier war ich zu Hause, um sieben Uhr klingelte das Telefon. Da wollte jemand ein Radiointerview.

Seit dem heutigen Tage müssen Sie mit erheblichen Sicherheitsmaßnahmen leben.

Ich stehe quasi unter Hausarrest. Aber man hat mir versichert, dass es sein muss.

Sie tragen nun die Verantwortung für die größte jüdische Gemeinde Deutschlands. Wie gehen Sie diese Aufgabe an?

Die Jüdische Gemeinde ist verglichen mit anderen Glaubensgemeinschaften klein und qualitativ sehr heterogen. Aber ob wir wollen oder nicht: Wir werden in Deutschland immer eine politische Rolle spielen. Im Moment muss ich vor allem die einseitig verzerrte Medienberichterstattung zu Ungunsten Israels kritisieren.

Was hat der israelisch-palästinensische Konflikt mit der Berliner Gemeinde zu tun?

Antiisraelische Kommentare treffen hier jeden Juden. Das deutsche Judentum hat vor 1933 alles getan, um zu zeigen, wie sehr es mit der deutschen Kultur verbunden ist. Geholfen hat es wenig. Wenn heute jemand im Fernsehen sagt, gerade wegen der Vergangenheit sollte Deutschland zu Boykotten gegen Israel aufrufen, erinnert mich das an: Kauft nicht bei Juden! So etwas trifft in Deutschland leider auf erhöhte Aufnahmebereitschaft.

Haben Sie ein Programm für die Gemeinde?

Ich werde jetzt alle Menschen in der Verwaltung kennen lernen, die jüdischen Schulen besuchen und alle Synagogen. In der Repräsentantenversammlung muss ich versuchen, die Gräben zwischen den Fraktionen zu überwinden, obwohl es leider nicht gelungen ist, beide großen Gruppen am Vorstand zu beteiligen. Aber als Kompromisskandidat sollte es mir gelingen. Für die Gemeinde ist es am wichtigsten, endlich die Integration der russischsprachigen Zuwanderer zu verwirklichen. Der Begriff Integration ist plattgewalzt worden in den letzten Jahren. Ich meine ganz konkret: In der Jüdischen Volkshochschule soll es Kurse in jiddischer und jüdischer Geschichte und Kultur geben und Hebräischunterricht.

Soll es einen Teilnahmezwang geben?

Pflichtunterricht gibt es nur an jüdischen Schulen. Aber wir müssen die Kurse erst einmal anbieten - das wird schwer genug.

Sie bezeichnen sich als orthodox. Werden Sie liberale Strömungen unterbinden oder progressive Gemeindemitarbeiter entlassen?

Das wäre unsozial. Aber geben Sie mir 100 Tage. Ich kenne ja kaum jemanden, und ich kann niemandem etwas versprechen. Fest steht: Jede Glaubensgemeinschaft hat ihre Grundsätze. Die katholische Kirche hat ja auch keine homosexuellen Priester.

Herr Brenner[wie haben Sie geschlafen?]

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