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Berlin: Jüdische Gymnasiasten vonMuslimenangegriffen Ein Vorfall in der S-Bahn bestätigt eine Umfrage:

Viele arabische Jugendliche sind antisemitisch

Es war der 4. Mai, die Schüler des Jüdischen Gymnasiums in Mitte fuhren mit der S-Bahn nach Hause. Sie hatten mit ihrer Lehrerin einen Ausflug unternommen. Im gleichen Wagen befand sich auch eine Gruppe muslimischer Jugendlicher von der Charlottenburger Pommern- Hauptschule mit ihrer Lehrerin. Die jüdischen Gymnasiasten sprachen die Hauptschüler auf russisch an. Diese antworteten mit antisemitischen Hetzparolen und „griffen die Schüler massiv an“, sagt Albert Meyer, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde. Sie ließen sich auch von ihrer Lehrerin nicht stoppen. Meyer informierte die Bildungsverwaltung von dem Vorfall.

Die Pommern- Schüler entschuldigten sich schriftlich bei den Gymnasiasten. Auf Anregung der Bildungsverwaltung trafen sich die Schülergruppen einen Monat später noch einmal. Dabei kam es erneut zu aggressiven Ausbrüchen der muslimischen Jugendlichen. „Sie hatten überhaupt nicht verstanden, was sie in ihrem Entschuldigungsbrief unterschrieben haben“, sagt Siegfried Arnz. Er ist in der Bildungsverwaltung für die Hauptschulen zuständig und nahm an dem Treffen teil. Ebenso wenig hätten die Jugendlichen eingesehen, warum antisemitische Äußerungen verletzend sein können. „Ich war mit dem Ergebnis des Treffens nicht zufrieden“, sagt Arnz. Deshalb hat er mit den Lehrern der Pommern- Schule eine „tiefer gehende Arbeit gegen die Vorurteile der muslimischen Schüler und ihre Unkenntnis der jüdischen Religion“ vereinbart. Außerdem werde die Schulaufsicht prüfen, ob sich die Lehrerin falsch verhalten habe.

Besonders prekär: Die Pommern-Schule trägt die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus“. Nach dem Vorfall stelle sich schon die Frage, ob der Titel angemessen ist, so Arnz. Aber auch die beste Erziehung könne manchmal nicht verhindern, dass sich die Schüler außerhalb der Schule genau gegenteilig verhalten.

Noch sind solche Angriffe in Berlin die Ausnahme. Doche eine gestern von der Alice-Salomon-Fachhochschule veröffentlichte Studie zeigt, wie sehr sich antisemitische Wertungen bereits in den Köpfen von 9- bis 14-jährigen Kindern aus muslimischen Familien festgesetzt haben. Studenten der Fachhochschule hatten in einer nicht-repräsentativen Umfrage rund 100 türkische und arabische Jugendliche in Jugendclubs in Neukölln und Friedrichshain nach ihrer Einstellung zum Nahost-Konflikt, zu Israel und zu Juden im allgemeinen befragt.

Das Ergebnis: „Jude“ ist für die meisten ein Schimpfwort. „Wenn ein Jude unsere Schule betreten würde, dann wird er kaputt geschlagen“, sagt ein Junge. Ein 13-Jähriger findet, alle Juden müssten raus aus Palästina, wohin, ist ihm egal. Hauptsache, sie kommen nicht mehr zurück. Ein 18-jähriger Türke hasst Juden, „weil die Mörder sind“. Würde er einem begegnen, würde er ihn sofort verprügeln, behauptet er

Aber es gibt auch etliche Jugendliche, die den Hass ihrer Mitschüler nicht teilen. Sie glauben, dass sich der Nahost-Konflikt friedlich lösen lässt, und sind der Meinung, dass man nicht die Juden mit dem Staat Israel gleichsetzen dürfe.

Die Antworten fallen desto aggressiver und rassistischer aus, je weniger Chancen die Befragten für ihre eigene Zukunft sehen. Ein 21-jähriger Palästinenser, staatenlos, ohne Arbeitserlaubnis, sagt: „Ich habe keine Identität und keine Rechte. Ich bin von jedem enttäuscht. Mein Vater ist selbst enttäuscht, dass er mich nach Deutschland gebracht hat.“

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