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Berlin: Jugendbanden schlagen immer brutaler zu

Kriminalitätsstatistik 2002: Viele junge Täter sind Ausländer. Anzahl aller Straftaten nahm leicht zu – die Aufklärung auch

Nicht einzeln, sondern in kleinen Gruppen agieren sie. Nicht als unauffällige Kellerdiebe, sondern häufig brutal, auch schon mal mit einem Messer bewaffnet, rauben sie auf offener Straße. Die Gewalt von Jugendgruppen hat sich zu einem Problem in Berlin entwickelt. Bei der Vorstellung des Kriminalitätsberichts 2002 wies Polizeipräsident Dieter Glietsch auf den überdurchschnittlich hohen Anteil ausländischer Jugendlicher bei Raub, Gewalttaten, Körperverletzung und sexueller Bedrohung hin. Etwa vier mal häufiger als deutsche Jugendliche tauchen sie hier im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil als Täter auf. Neben der politischen Kriminalität von Rechts, sagte Innensenator Ehrhart Körting (SPD), müsse man die Jugendgruppengewalt „besonders ernst nehmen“.

Der Fall des jugendlichen Serienstraftäters Mahmoud ist ein Einzelfall, das betonen alle Experten. Doch was der Innensenator und der Polizeipräsident jetzt präsentierten, zeigt eine klare Tendenz: Insgesamt ist der Anteil der ausländischen Täter gesunken, bei den „Rohheitsdelikten“ aber werden es immer mehr. In der Jugendgruppengewalt errechnen die Statistiker insgesamt 44 Prozent der Straftäter als entweder Ausländer oder als Deutsche mit ausländischer Herkunft. Und Polizeipräsident Glietsch spricht zudem davon, dass die Opfer „zunehmend mit körperlicher Gewalt oder auch mit Messern eingeschüchtert werden“. Und die Täter zwischen acht und 21 Jahren greifen auch immer häufiger zu Schusswaffen. Die Zahl dieser Fälle nahm um knapp zehn Prozent zu.

Insgesamt hat es im vergangenen Jahr 2,1 Prozent mehr Straftaten gegeben. In den Jahren davor war die Zahl noch zurückgegangen. Gleichzeitig jedoch ist die Aufklärungsquote auf 51 Prozent gestiegen, die beste Quote seit 34 Jahren. Glietsch wie Körting wiesen daraufhin, dass die gestiegene Zahl der Taten auch etwas damit zu tun hat, dass mehr kontrolliert wurde. Zum Beispiel seien deutlich mehr Schwarzfahrer als in den vorherigen Jahren erwischt worden. Da fällt die Anzeige mit der Aufklärung zusammen. Angezeigt wurden im vergangenen Jahr auch deutlich mehr sexuelle Gewalttaten. Die Zahl stieg um zehn Prozent. Hier gilt aber ebenso die Devise: mehr Ermittlung, mehr Anzeigen. Durch spezielle Programme gegen häusliche Gewalt, habe die Polizei eine erhebliche Dunkelziffer aufgehellt, so Glietsch.

Der Polizeipräsident wies auch auf eine erfreuliche Entwicklung hin. 2002 gab es 19 Prozent weniger Wohnungseinbrüche und fast neun Prozent weniger Taschendiebstahl. Dank verstärkter Ermittlung habe man so das Gefühl der persönlichen Sicherheit für die Berliner verbessern können. Der Innenexperte der CDU-Fraktion, Frank Henkel, nannte die Statistik aber besorgniserregend: Ein Warnschuss für die Sparpolitik des Senats. Der Grüne Wolfgang Wieland sagte, die Statistik sei „dürftig wie nie“, eine politische Wertung durch den Senator fehle gänzlich.

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