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Die Zeit, den Namen des Schülers zu ändern, haben wir uns genommen.

© Gerrit-Freya Klebe

Jugendblog: Schule schwänzen für mehr Zeit

Felix schwänzt die Schule um mehr Zeit zu haben. Den Lehrern ist das egal, solange er keinen Stress macht. Und trotzdem wird er ein gutes Abi machen.

Der Wecker klingelt. Langsam öffnet Felix die Augen und schaut auf sein Handy: 6.30 Uhr. Er schickt eine Nachricht an seinen besten Freund: „Ich bin krank. Sag das mal bitte den Lehrern.“ Dann dreht sich der 18-jährige Gymnasiast um und schläft weiter. Ein paar Stunden später steht er auf, sein erster Blick geht wieder auf sein Handy. Sein Kumpel schreibt: „Gut, dass du nicht da warst. Der Spanischtest war ziemlich blöd.“ Dabei ein Foto, auf dem deutsche Sätze und spanische Vokabeln abgebildet sind. Eigentlich ist Felix gar nicht krank. Er wusste, dass er heute einen Test schreiben würde, hatte aber nicht gelernt. Und er weiß: Viele Lehrer lassen ähnliche oder sogar dieselben Tests nachschreiben. Seine Freunde schicken ihm die Aufgabenblätter, er bekommt gute Noten. Auch die Freunde wissen, dass er nicht ständig krank ist, „aber ich bin mit ihm befreundet“, sagt einer. „Er ist lustig, und ich verbringe gerne Zeit mit ihm. Das ist mir wichtig. Und das andere nicht.“ Felix ist gut in der Schule, er wird mit einem Einserschnitt Abitur machen. Er hatte auch schon zwei Bewerbungsgespräche für ein duales Studium, und beide Male ist er vorher zwei Tage zu Hause geblieben, um sich vorzubereiten. Für das eine hat er vor Kurzem die Zusage bekommen.

„Den Lehrern ist es meistens sowieso egal, ob ich da bin. Hauptsache, ich habe gute Noten und mache keinen Stress.“ Fast immer kann er sich die Mitschriften von Freunden abfotografieren. Oft ist das pro Unterrichtsstunde nur eine Seite. „Wenn ich zu dem Thema dann noch ein bisschen was im Internet lese, weiß ich meistens in der nächsten Stunde mehr als die, die da waren, und kann supergut mitarbeiten.“ Dieses Halbjahr hatte er 18 Fehltage auf dem Zeugnis. „Felix gehört zu den Jahrgangsbesten, also mache ich mir keine Gedanken“, sagt eine Lehrerin. „Er arbeitet immer alles nach, ist freundlich und gut gelaunt. Es gibt Schüler, die schaffen vielleicht ihre Zulassung zum Abitur nicht. Um die kümmere ich mich.“ Schule, Arbeit, Freunde, Sport. Felix kann sich nicht entscheiden. „Ich will alles machen. Und die Schule ist mir dabei einfach am unwichtigsten. Bei der Arbeit würden sie mir kündigen, wenn ich das so durchziehen würde.“

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Gerrit-Freya Klebe, 18

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