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Gewalttraining Schule

© Christian Schroth

Jugendgewalt: Bittere Lehren

Nach dem Rütli-Schock hat der Senat viel versprochen: Sozialarbeiter, Schulstationen, Schülerclubs - alles so bald wie möglich. Aber die Schulen brauchen die Hilfe sofort. Ein Pro & Contra

Der Schock über die Zustände an der Neuköllner Rütli-Schule und den Hilferuf der Lehrer war noch frisch, als SPD und Linkspartei/PDS sich im Herbst 2006 darauf einigten, den Lehrern zusätzliche Helfer zur Seite zu stellen. „Wir werden bewährte Angebote wie Schülerclubs, Schulstationen, präventive Angebote, Sozialarbeit an Hauptschulen … ausbauen ... und jeder Schule als festen Partner Sozialarbeiter und/oder Erzieher eines Jugendhilfeträgers zur Seite stellen“, hieß es in der Koalitionsvereinbarung. Das Ganze solle „in dieser Legislaturperiode“ passieren, also bis 2011.

Vielen Schulen geht das nicht schnell genug. Selbst wenn die Koalition Wort hält und im Haushalt 2008/09 den von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) angekündigten „Einstieg“ in die Ausstattung mit Sozialarbeitern schafft – den Schulen reicht das nicht. Angesichts der anhaltenden Probleme mit Gewalt, Verwahrlosung und sozialem Abstieg fordern sie die Unterstützung sofort und nicht erst in ein paar Jahren.

Zum einen geht es um die Realschulen und Gymnasien, die völlig ohne zusätzliches Personal dastehen. Wohin das führen kann, zeigte erst vergangene Woche der Gewaltausbruch am Wilmersdorfer Goethe-Gymnasium. Dort waren nach Angaben der Schulleiterin drei Schüler neun Monate lang gemobbt worden. Da ein zentraler Ansprechpartner wie ein Sozialarbeiter oder eine Schulstation fehlten, wandten sie sich in ihrer Not an verschiedene Lehrer, die sich darüber aber nicht austauschten und – so die Direktorin – auch davon ausgingen, dass das Problem schon gelöst sei. Wie berichtet, entlud sich der Konflikt in einem gewaltigen Fausthieb, der das Nasenbein eines Siebtklässlers zertrümmerte.

In Berlin sind bisher lediglich die Gesamtschulen gut mit Sozialarbeitern ausgestattet. Dort stehen je nach Größe rund zehn Erzieher oder Sozialarbeiter bereit. Schlechter sieht es bei den Hauptschulen aus. Trotz ihrer besonders schwierigen Klientel haben sie nur einen, maximal zwei Erzieher, wobei der zweite meist nur eine befristete Stelle hat. Alle Anstrengungen, den Kindern zu helfen und auch die so wichtige Elternarbeit aufzubauen, sind somit nicht wirklich abgesichert.

Mit dem Problem der befristeten Stellen und Geldzuweisungen haben auch die Schulstationen zu kämpfen. Gestern berichtete der Jugendhilfeträger „Moabiter Ratschlag“, dass die dortigen Schulstationen erneut in Gefahr seien. Zumindest habe der zuständige Stadtrat auf fehlende Finanzmittel im Haushalt hingewiesen. Das Problem ist, dass rund die Hälfte der 50 bis 60 Schulstationen nicht vom Land finanziert wird, sondern aus den Bezirksetats. Somit stehen die Schulstationen bei jeder neuen Haushaltsverhandlung zur Disposition, selbst wenn sie so unverzichtbar sind wie in sozialen Brennpunkten.

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