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Neuköllns Bürgermeister Buschkowsky war kein Kind von Traurigkeit.

© dpa

Jugendgewalt: Buschkowsky legt bei Lanz Geständnis ab

Heinz Buschkowsky ist ein Mann klarer Worte. Als Jugendlicher ließ er aber auch schon mal die Fäuste fliegen, wie der Neuköllner Bürgermeister am Dienstagabend bei ZDF-Talker Markus Lanz bekannte. Rapper Sido war sichtlich angetan.

Markus Lanz hatte den SPD-Politiker Heinz Buschkowsky geladen, um mit ihm unter anderem über den Übergriff auf einen 29-Jährigen auf dem U-Bahnhof Friedrichstraße zu reden. Buschkowsky zeigte sich angesichts der Gewalttat entsetzt: „Wer sich diese Videos angesehen hat im Fernsehen, das ist ein tierisches Verhalten, da ist nichts Menschliches mehr dran.“

Die Ursachen für solche Aggressionen vermutet er im Privaten: „Die Verschiebungen finden zuhause statt. 85 Prozent aller Gewalttäter waren in ihrer Kindheit selbst Opfer von Gewalt.“ Wer einmal gelernt habe, dass derjenige zu den Gewinnern zähle, der als erster zuschlägt, der nehme das als Wert. „Der sagt: Ich will nicht unten liegen, ich will oben stehen. Und dann ist das Problem, dass Gewalt plötzlich die Kommunikationsform im Viertel ist.“

Zugleich gab Buschkowsky zu, früher auch in Handgreiflichkeiten verwickelt gewesen zu sein. „Ich bin nun selber kein Kind von Traurigkeit gewesen, als ich so alt war wie die jungen Leute, die das jetzt gemacht haben. Und ich hab mich auch geprügelt, ich lege dieses Geständnis hier ab.“ Ernsthaft eskaliert seien diese Auseinandersetzungen jedoch nie.

In Anwesenheit weiterer Talkgäste wie Howard Carpendale und Jürgen Drews bekannte der Politiker außerdem, als Jugendlicher gekifft zu haben, in einem Kibbuz in Israel. Es sei dort "absolut üblich" gewesen, dass abends am Lagerfeuer "das Rohr da rumging", sagte er und grinste dabei.

Anerkennung für die offene Beichte bekam Buschkowsky von Sido, der ebenfalls geladen war – der Rapper klopfte ihm wohlwollend auf die Schulter. Im grünen Kapuzenpullover und mit einer Rolex um den Arm gab der Musiker, der mit bürgerlichem Namen Paul Hartmut Würdig heißt, den Experten in Sachen Jugendkriminalität. Schließlich ist er im berüchtigten Märkischen Viertel aufgewachsen. „Die Kinder wollen noch krasser sein, als die Generation vor ihnen“, sagte Sido. Zudem seien früher Waffen im Spiel: „Ein Messer sitzt ganz locker. 14-Jährige, 13-Jährige stechen sich untereinander ab.“

Dass er nicht selbst auf die schiefe Bahn geraten ist, hat der Rapper seiner eigenen Einschätzung nach seiner Mutter zu verdanken. Bis zur zehnten Klasse besuchte Sido mehr oder weniger regelmäßig die Bettina-von-Arnim-Oberschule am Senftenberger Ring – die gleiche Schule, auf die auch der 18-jährige Torben P. geht, einer der beiden Täter, die am Wochenende den 29-jährigen Markus P. bewusstlos geprügelt haben.

Danach lebte er von Sozialhilfe. Bis ihm seine Mutter einen Ausbildungsplatz als Erzieher beschaffte. Die Lehre schmiss Sido, um eine Karriere als Musiker zu starten. Bis heute haben sich seine Platten hunderttausendfach verkauft.

Bei Lanz gerierte sich der der 30-Jährige als unschuldiges Lamm: Er habe sich stets von „Action“ ferngehalten, weil er kein „Adrenalinjunkie“ sei. Unerwähnt blieb jedoch, dass es einst zwischen ihm und seinem Kollegen Azad am Rande eines HipHop-Festivals in Stuttgart zu einer Schlägerei kam.

Zudem wurde 2009 gegen ihn wegen Bedrohung und Körperverletzung ermittelt – er soll eine gehbehinderte Rentnerin nach einem Streit mit deren Sohn mit Steinen beworfen haben. Das Verfahren wurde gegen eine Zahlung von 14.000 Euro eingestellt.

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