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Berlins Regierender Bürgermeister will geschlossene Heime für schwer kriminelle Kinder und Jugendliche.

© dpa

Jugendkriminalität: Wowereit: Kriminelle Kinder wegsperren

Klaus Wowereit spricht sich für geschlossene Heime für schwer kriminelle Kinder und Jugendliche aus. Er will nicht hinnehmen, dass "diese Bürschlein den Rechtsstaat vorführen".

Von
  • Sabine Beikler
  • Ulrich Zawatka-Gerlach

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat sich eindeutig für „geschlossene Heime für schwer erziehbare und schwer kriminelle Kinder und Jugendliche“ ausgesprochen. Er finde es richtig, dass sich eine breite Öffentlichkeit darüber aufrege, „dass diese Bürschlein den Rechtsstaat vorführen“, sagte er am Donnerstag.

Wowereit bezog sich damit zum Beispiel auf jene 11- und 13-jährigen Drogendealer, die wochenlang die Polizei und ihre Betreuer narrten, indem sie zuerst aufgegriffen wurden und gleich wieder verschwanden. „Es kann nicht hingenommen werden, dass ein Dealer, der vorgibt, altersmäßig unterhalb der Strafmündigkeit zu sein, uns hier auf der Nase herumtanzt“, sagte der Regierungschef der Nachrichtenagentur dpa. Bisherige Ansätze, solche Kriminellen in abgeschiedenen Gegenden unterzubringen und intensiv zu betreuen, „das heißt auch Bewachung“, sei eine Lösung. Eine Gesellschaft habe das Recht, vor Kindern und Jugendlichen geschützt zu werden, die Gesetzeslücken ausnutzten – und vor den Hintermännern, die die Kinder instrumentalisierten.

Mit einer Liberalität, die unangemessen sei, sei den Kindern nicht geholfen, sagte Wowereit. Bisher gebe es in Deutschland aber keine wirklich geschlossenen Heime für Kinder und Jugendliche, „aus denen sie nicht entwischen können“. Daran müsse gearbeitet werden. Wowereit forderte Bund und Länder auf, initiativ zu werden. Auch die viel diskutierten Einrichtungen im brandenburgischen Frostenwalde böten nicht die notwendige Abgeschlossenheit.

In dieser Deutlichkeit hat sich in Berlin bisher kein SPD-Politiker geäußert. Auch nicht Innensenator Ehrhart Körting. SPD-Fraktions- und Landeschef Michael Müller äußerte Vorbehalte gegenüber dem Begriff „geschlossene Heime“.

Für die Linke als Koalitionspartner in Berlin steht dagegen fest, dass es mit ihr keine geschlossenen Heime in Berlin geben wird. „Wer glaubt, dass er die Kinder, die Opfer sind, wegschließt und damit das Problem löst, der irrt gewaltig“, sagte Wolfgang Albers, stellvertretender Landesvorsitzender der Linken. Solche Kinder müssten vielmehr aus ihren Milieus herausgelöst werden. Geschlossene Heime dagegen seien „keine adäquate pädagogische Maßnahme“. Es gebe in den bisher vorhandenen Einrichtungen ohnehin schon die Möglichkeit, zum Beispiel Besuche für die Kinder zu sanktionieren.

Auch die Grünen in Berlin lehnen geschlossene Heime ab. „Eine verbindliche intensive Betreuung dieser Kinder ist wesentlich sinnvoller als ein Wegsperren“, sagte Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop. Alternativ könne man darüber nachdenken, strafunmündige Drogendealer in speziell ausgebildeten Pflegefamilien unterzubringen, um diese Kinder aus ihren Milieus herauszubringen.

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