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Berlin: Jugendliche und Eltern reden über Love Talks

"Was ist Prostitution, warum gibt es Pornos und was passiert beim ersten Mal?" Fragen, die "Love Talks" gestellt werden dürfen und vor allem nicht unbeantwortet bleiben.

"Was ist Prostitution, warum gibt es Pornos und was passiert beim ersten Mal?" Fragen, die "Love Talks" gestellt werden dürfen und vor allem nicht unbeantwortet bleiben. Love Talks soll Schamgefühle abbauen und Barrieren überwinden helfen. Was sich anhört, wie heißes Telefongeflüster, ist ein Angebot an Schüler, Lehrer und Eltern offen über Fragen rund um das Thema Liebe und Sexualität zu sprechen.

Love Talks gibt es nicht im Schulunterricht, sondern wird in Arbeitskreisen an fünf Abenden und in anschließenden Projektwochen an den teilnehmenden Schulen behandelt. "Dabei geht es nicht um Sexualkundeunterricht, sondern darum, die Sprachlosigkeit zwischen Jugendlichen und Eltern aufzubrechen", sagt Projektleiterin Agnes Raucamp. Auch im Zeitalter der Talkshows, in denen alle Fragen zum Thema Sex scheinbar offen, lautstark und ungeniert diskutiert werden, haben Eltern, Jugendliche und Lehrer immer noch Probleme, sich über Liebe und Sexualität zu unterhalten.

Nachdem das Projekt vor mehr als 10 Jahren in Wien ins Leben gerufen wurde, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Love Talks in Deutschland initiiert. Seit September gibt es das Angebot als Modellprojekt in Bayern, Sachsen-Anhalt und auch in Berlin. Während in Bayern Mitarbeiterinnen der katholischen Beratungsstellen und in Sachsen-Anhalt Erzieher an die Schulen gehen, übernehmen in Berlin sechs Lehrer und sechs Ärztinnen die Aufgabe der Moderatorinnen in dem Projekt. "Dafür wurden wir zwei Wochen lang in Wien geschult", so Agnes Raucamp.

Love Talks ist in drei Schritte eingeteilt. "Zunächst müssen wir Kontakt zu Schulen und Lehrern aufnehmen", sagt die Projektleiterin. Die 12 Moderatorinnen sammeln in den Klassen die Fragen der Schüler und nehmen sie mit zu den anschließenden Arbeitskreistreffen. "Dort besprechen die teilnehmenden Eltern, Jugendlichen - sie müssen mindestens 15 Jahre alt sein - und Lehrer die Fragen und bilden Arbeitsgruppen zu den von ihnen gewünschten Themen", erklärt Agnes Raucamp. Berücksichtigt werden auch die Fragen von Grundschülern, die an den Arbeitskreisen noch nicht teilnehmen können. In Rollenspielen und Diskussionsrunden bearbeiten die Teilnehmer die Fragen und lernen dabei verschiedene Standpunkte kennen. Gleichzeitig planen die Gruppen die anschließenden Projekte der schulischen Sexualerziehung.

Während im herkömmlichen Sexualkundeunterricht das Thema vor allem biologisch behandelt wird, sollen die Schüler in den Projektwochen die Fragen behandeln, die sie meist viel dringender interessieren. "Im Unterricht gibt es oft sehr viele Hemmungen, sowohl bei den Schülern als auch bei den Lehrern", sagt Agnes Raucamp. In den Projektwochen werden diese abgebaut. Ohne die Zwänge, die ein Lehrplan mit sich bringt, können Schüler sich anderen Problemen rund um Liebe und Sexualität nähern. Dazu gibt es Workshops mit den Schwerpunkten "Liebe" oder "In andere Rollen schlüpfen" und es werden - ganz nach Wunsch - Exkursionen in eine gynäkologische Praxis, auf eine Geburtsstation oder in Beratungsstellen für Homosexuelle angeboten. Interessierte Schulen, Klassen oder Lehrer können sich unter der Telefonnummer 82 70 91 65 für Love Talks anmelden.

Silke Edler

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