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Berlin: Juhnke forever

Wedding soll einen Gedenkstein für den Entertainer erhalten

Bisher ist es nur ein Findling, 1,60 mal 2,20 Meter groß, schwarz gefärbt, Diabas nennt man das Gestein. Im Moment wird der Brocken von der Künstlerin Aike Stilow behauen. Wenn er fertig ist, im Spätsommer oder Herbst, soll er das Antlitz Harald Juhnkes tragen und als Denkmal in Wedding stehen. Genau vor dessen Elternhaus, auf dem namenlosen Platz in der Fordoner Straße in Wedding.

So stellt sich das auf jeden Fall Joachim Brunken vor. Er ist mit Juhnke zur Schule gegangen und möchte sich mit einem Denkmal bei dem Entertainer bedanken. Denn „wie oft hat er mir 50, 100 Mark zugesteckt“, sagt Joachim Brunken. Er war alkoholsüchtig, hat jahrelang auf der Straße gelebt. Heute ist der 64-Jährige trocken und betreibt, wie berichtet, eine Begegnungsstätte für Suchtkranke in der Koloniestraße, ebenfalls Wedding. „Wenn der Harald seine Eltern auf dem St.-Elisabeth-Kirchhof hier um die Ecke besucht hat, kam er vorbei, manchmal auch mit Gunter Gabriel oder anderen Freunden.“

Es ist Brunkens zweiter Anlauf, Juhnke öffentlich zu gedenken: Zuvor missglückte der Versuch, den Platz vor Juhnkes Elternhaus in „Harald-Juhnke-Platz“ umzubenennen. Denn der Namensgeber eines öffentlichen Platzes muss mindestens fünf Jahre lang tot sein. Daraufhin kam Brunken die Idee mit dem Denkmal. Über einen Fernsehbeitrag erfuhr die Künstlerin Aike Stilow aus Rheinland-Pfalz davon und bot sich an, eine Skulptur zu stiften.

Im Soldiner Kiez, wozu die Fordoner Straße gehört, findet man die Idee Brunkens gut. Das Quartiersmanagement – der Kiez zählt zu 17 Berliner Bezirken, die diese Unterstützung erhalten, weil sie vom Senat als entwicklungsbedürftig eingestuft wurden – leistet nun organisatorische Hilfestellung, hat erste Gespräche mit dem Grünflächenamt aufgenommen. Nun soll eine Skizze des Denkmals eingereicht werden, das ist der erste Schritt zur Sondernutzungs-Genehmigung. Dafür wird geprüft, ob der gewählte Ort geeignet ist, im Untergrund nicht etwa Hydranten oder Leitungen liegen.

Wer ein Denkmal auf einem öffentlichen Platz aufstellen will, braucht außerdem eine Genehmigung von der Arbeitsgemeinschaft „Kunst im Stadtraum“ des Bezirksamts und der Gedenktafelkommission der Bezirksverordnetenversammlung. „Sie entscheiden, ob das Objekt inhaltlich und künstlerisch erwünscht ist“, so Stefan Liebrecht, Fachbereichsleiter für Sondergenehmigungen beim Straßen- und Grünflächenamt Mitte.

Die Chancen für ein Juhnke-Denkmal stehen nicht schlecht: „Ich glaube, dass der Mann ehrungswürdig ist“, sagt Volker Hobrack von der Gedenktafelkommission. Gibt die ihr Okay, muss noch geklärt werden, wer das Denkmal instand hält. Soll sich die Stadt darum kümmern, muss die Skulptur öffentliches Eigentum werden. Ob die Stadt das Geschenk will, entscheidet der Fachbereich Wirtschaft und Immobilien des Grünflächenamts.

Mal sehen, ob die Skizze der Skulptur dem Amt vor der Werkvollendung vorliegt. Die Künstlerin möchte den Entwurf zunächst nicht öffentlich zeigen: „Unfertige Arbeiten fotografiere ich nicht“, sagt Aike Stilow. Nur soviel gibt sie preis: Der Stein bleibt äußerlich recht naturbelassen, allein das Gesicht Juhnkes will sie herausschlagen.

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