Berlin: „Jung und Alt, beide können profitieren“ JOHN GLASSPOOL (70)
Der Begriff Rentner wird in Deutschland fast wie ein Schimpfwort benutzt. Es heißt, die Rentner nehmen den jungen Menschen die Zukunft weg.
Der Begriff Rentner wird in Deutschland fast wie ein Schimpfwort benutzt. Es heißt, die Rentner nehmen den jungen Menschen die Zukunft weg. Das verstehe ich nicht. Ich habe so viel in die Rentenkasse eingezahlt. Hätte ich privat vorgesorgt, wäre meine Rente jetzt deutlich größer. Junge und Alte sollten mehr aufeinander zugehen. Beide können davon profitieren. Wie in diesen Wohnprojekten, in denen junge und alte Menschen zusammen in einem Haus leben, und die Alten auf die Kinder der Jungen aufpassen.
Die Menschen werden immer älter. Deswegen sind viele noch nicht so erschöpft, wenn sie in Rente gehen. Ich war am Ende meines Arbeitslebens Exportleiter für Mobiltelefone bei Bosch. Meine Arbeit hat mir immer Spaß gemacht. Es ist mir nicht bekommen, gar nichts mehr zu tun.
Da habe ich den Berliner Beratungsdienst kennen gelernt. Die Idee hinter dem Verein ist es, dass Fachleute im Ruhestand ihre Erfahrung weitergeben. Existenzgründer fragen uns um Rat. Auch Menschen, die schon einen Betrieb führen, aber in eine Krise geraten sind, kommen zu uns. Wir helfen ihnen mit unseren betriebswirtschaftlichen Kenntnissen, nehmen dafür aber kein Honorar. Die Arbeit beim Beratungsdienst ist wichtig für mich, weil sie mich dazu zwingt, mich ständig weiterzubilden. Was unsere Arbeit ausmacht, ist ein gutes Bauchgefühl. Wir können gut einschätzen, ob eine Geschäftsidee erfolgreich sein kann.
Es ist möglich, dass in ein paar Jahren alte Menschen wieder für den Berufsmarkt interessant werden. Ich kenne ein Möbelhaus, dass Senioren eingestellt hat, weil sie Seriosität und Ruhe ausstrahlen. Es wäre für manche Alte schwierig, wieder in den Beruf einzusteigen, wenn sie ein paar Jahre nicht mehr gearbeitet haben. Aber für diesen Fall könnten die Unternehmen ein Praktikum zum Einstieg anbieten.
BERUF
Fernmeldetechniker, Leitung der Exportabteilung für Mobiltelefone bei Bosch; jetzt Rentner
LEBT IN
Teltow
FAMILIE
Eine Schwester, ein verstorbener Bruder,
verheiratet seit 1958,
eine Tochter,
keine Enkelkinder
RENTENEINTRITT
1994, Vorruhestand im
Alter von 58 Jahren
ALTERSVORSORGE
Rentenansprüche aus England und Deutschland, zwei Betriebsrenten, Immobilieninvestment in Berlin, hat sich aber nicht rentiert.
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