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Junglehrer: Immer noch nicht zufrieden

Junge Lehrer sollen bis zu 1200 Euro mehr im Monat erhalten. Vielen reicht das nicht - sie wollen auch den Beamtenstatus. Der Senat setzt sich nun verstärkt dafür ein, eine Abwerbung der Junglehrer durch andere Länder zu erschweren.

Eine gehörige Gehaltserhöhung hat der Senat Berlins Anfängern im Schuldienst zugebilligt: Über 3800 Euro brutto sollen sie ab 1. August bekommen – rund 1200 Euro mehr, als im Tarifvertrag festgelegt war. Damit verdienen die Neulinge etwa das Gleiche wie angestellte Kollegen, die schon jahrelange Berufserfahrung haben.

Der Schritt sei den „zunehmenden Nachfrageproblemen“ geschuldet, begründete der Regierende Bürgermeister die kostspielige Entscheidung . Man wolle damit die Abwanderung von dringend benötigten und aufwendig ausgebildeten Lehrkräften verhindern. Dazu passte, dass am selben Tag das Land Baden-Württemberg eine Plakataktion zur Abwerbung von Pädagogen („Sehr guten Morgen, Herr Lehrer!“) startete.

Die Abwerbung von Lehrern ist in Deutschland kein neues Phänomen: Etliche Bundesländer, darunter Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Hamburg, ringen schon seit Jahren um die knappen Nachwuchskräfte. Schleswig-Holstein kehrte sogar wieder zur Verbeamtung zurück, um konkurrenzfähig zu bleiben: Kiel scheute die Zusatzkosten für höhere Angestelltengehälter.

Dazu war der Senat nicht bereit: Überzeugt, dass die Lehrertätigkeit keine hoheitliche Aufgabe ist, will Klaus Wowereit Lehrer nicht mehr zu Beamten machen. Die Folge ist, dass die jungen Berliner Lehrer selbst für ihre Rentenversicherung aufkommen und auch in die Arbeitslosenversicherung einzahlen müssen, was mit rund 500 Euro zu Buche schlägt. Um zumindest die pekuniären Nachteile des Angestelltenstatus auszugleichen, muss also ein wesentlich höherer Bruttoverdienst gezahlt werden. Mit den jetzt beschlossenen 3800 Euro ist dieser Ausgleich nicht ganz erreicht – in Bayern oder Baden-Württemberg hat ein verbeamteter Lehrer noch einen Vorsprung.

Die Lehrer sind allerdings noch nicht zufrieden. Sie müssen weiterhin auf die Vorteile des Beamtenstatus – wie die volle Lohnfortzahlung im Krankheitsfall – verzichten . Zum anderen haben sie auf Jahre hinaus keine Aussicht auf eine Gehaltserhöhung, weil sie schon beim Berufseinstieg in die höchste Erfahrungsstufe eingeordnet wurden. Der Senat weiß, dass er mit der jetzt beschlossenen Gehaltserhöhung noch nicht auf der sicheren Seite ist. Deshalb will Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) das Thema „Lehrerbesoldung“ auf der nächsten Sitzung der Kultusminister Anfang März in Stralsund besprechen. Wenn es nach Berlin und den anderen ärmeren Ländern ginge, würden sich alle Bundesländer auf eine Obergrenze bei der Bezahlung einigen, um zu verhindern, dass sie in der Konkurrenz der reichen Bundesländer unterliegen.

Wie brisant die Lage ist, zeigt ein Blick in die Statistik: Die Kultusministerkonferenz rechnete schon vor Jahren damit, dass bis 2015 bundesweit 45 000 Lehrkräfte fehlen werden, weil weniger Lehrer ausgebildet werden als in Pension gehen. In Berlin machte sich diese Diskrepanz weniger bemerkbar, weil der Geburtenrückgang in den östlichen Bezirken den Lehrerbedarf gesenkt hatte. Zudem hatte die Heraufsetzung des Pflichtstundenpensums für Lehrer vorübergehend weniger Neueinstellungen erfordert.

Damit ist es jetzt aber vorbei: Die Lehrerarbeitszeit liegt bundesweit im oberen Bereich, und die Schülerzahl wird nicht mehr stark sinken. Deshalb rechnet der Senat, dass Berlin in den nächsten zehn Jahren rund 10 000 neue Lehrer braucht.

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