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Justizirrtum: Von der Rechtsprechung aus der Bahn geworfen

888 Tage saß Monika de M. unschuldig im Gefängnis. Nach ihrer Haftentlassung hatte sie Schwierigkeiten ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Von der ihr zustehenden Entschädigung hat sie noch keinen Cent gesehen.

Wieder stand Monika de M. in einem Gerichtssaal. „Das nimmt einfach kein Ende“, sagte die Frau, die 888 Tage unschuldig im Gefängnis saß. Man hatte ihr vorgeworfen, das Haus ihres Vaters angezündet und ihn ermordet zu haben. Auf den Tag genau fünf Jahre nach dem Tod des 76-Jährigen begann gestern ein Zivilprozess gegen die Tochter. Eine Nachbarin klagt, weil durch die gemeinsame Brandmauer Feuchtigkeit dringe.

Die Parteien im Landgericht waren nicht auf Konfrontation aus. Sie suchten vielmehr gemeinsam nach einer Lösung. Die Doppelhaushälfte der Familie M. im Uhuweg in Neukölln ist nur noch eine Ruine. Obwohl der Freispruch für Monika de M. seit Mai rechtskräftig ist, meldete sich die Versicherung bislang nicht. Für das Anliegen ihrer Nachbarin habe sie Verständnis, sagte die 52-Jährige. Doch Brand und die Inhaftierung hätten sie finanziell „total aus der Bahn geworfen“.

An der Brandmauer muss dringend etwas gemacht werden: Sie ist durchfeuchtet, Schimmel macht sich breit. In der gestrigen Verhandlung deutete alles auf eine erfolgreiche Klage der Nachbarn hin. Doch Monika de M. und ihre Schwester haben kein Geld. Der Richter schlug deshalb vor, der Feuerversicherung Gelegenheit zu geben, sich zu positionieren. Am 30. Oktober soll dann eine Entscheidung im Zivilprozess verkündet werden. Zahlt die Versicherung nicht, steht ein weiterer Prozess bevor.

Arzthelferin Monika de M. war aufgrund eines Gutachtens wegen Mordes verurteilt worden. Im zweiten Prozess kam ein neues Gutachten zum Schluss, dass es ein Unfall war. Er hatte im Bett geraucht. „Es ist doch nicht unsere Schuld, dass es hier fünf Jahre dauerte, bis so etwas geklärt ist“, schimpfte der Schwager von Monika de M. Die Arzthelferin lebt von Hartz IV und hat von der Haftentschädigung noch keinen Cent gesehen. K. G.

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