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Kabarett: Berliner Erfolgsduo tritt wieder auf

Pigor und Eichhorn haben ein neues Programm Die Musik-Kabarettisten und ihre jazzige Begleitung laden in die Bar jeder Vernunft in Wilmersdorf.

Mit Mütze erkennt man Pigor erst auf den zweiten Blick. Denn darunter versteckt sich an diesem Tag sein Markenzeichen: Die steil bis streng nach vorn gegelten Resthaare. Vor einem der vielen Spiegel in der Bar jeder Vernunft nimmt der singende Kabarettist die Kopfbedeckung ab. Prüfend betrachtet er seine verwuschelten Strähnen: „Ich hab’ zu wenig Gel drauf“, sagt er, versucht, mit der Hand etwas Ordnung zu schaffen, gibt aber schnell wieder auf.

„Ich hab schon mal geguckt, was man mit der Drehbühne machen könnte“, sagt Pigor dann zu seinem Kompagnon, dem Pianisten Benedikt Eichhorn, der sich jetzt zu ihm an einen der Tische setzt, an denen sonst das Publikum in der Bar jeder Vernunft Platz nimmt. Beide blicken Richtung Bühne. Dort werden sie ab Dienstag mit ihrem neuen Kabarettprogramm auftreten. „Pigor & Eichhorn, Volumen 7“ heißt es. Davor gab es Volumen 1 bis 6. Und zwar immer in der Bar jeder Vernunft. „Das Mutterhaus“ nennen die beiden das Kabarett-Theater-Zelt neben den Berliner Festspielen in Wilmersdorf. Schließlich „sind wir seit 1997 hier“ – nicht ununterbrochen natürlich, denn manchmal tingeln sie mit ihren Programmen auch durch die Provinz. Egal, ob hier oder dort – die Fans halten ihnen die Treue. „Wir siezen unser Publikum“, das ist den beiden wichtig. „Und uns würde niemand ins Gästebuch schreiben, dass er uns mal knuddeln möchte“, fügt Eichhorn hinzu. Deswegen möge er sein Publikum. Und das wiederum schätzt die feine bis absurde Ironie in den Liedern der beiden und die um die Ecke interpretierten Alltagsbeobachtungen.

Ums „Fremdschämen im Mai“ geht es bei ihnen etwa im neuen Programm und um den harten Vorwurf: „Du hast zu viel Parfüm aufgelegt“. Sie versuchten, Lieder zu machen, die eine etwas länger Haltbarkeit haben: In einem Chanson über aufgebauschte Skandale kämen zwar Sarrazin und Guttenberg trotzdem kurz vor, sagt Pigor. „Obwohl über die in einiger Zeit bestimmt niemand mehr redet. Aber wir singen kein Lied nur über Guttenberg – versprochen.“

Stattdessen wollen sie die Erwartungen ihrer Fans noch auf andere Weise erfüllen. Beim neuen Programm sind drei „richtige Jazzmusiker dabei“, sagt Eichhorn: mit Tuba, Posaune und Schlagzeug. Und Eichhorn wird meistens nicht wie sonst auf seinem Flügel spielen, sondern auf einem elektrischen Fender Rhodes, das er besonders „schick“ findet.

Die wichtigste Tradition von Pigor und Eichhorn ist aber ihre besondere Beziehung: „Pigor singt und Eichhorn muss begleiten“ lautet der Untertitel seit langem. Das ist Programm. Pigor ist der Chef, und zwar ein ziemlich fieser, der seinen Untergeben oft für ganz schön dumm hält und ihn dementsprechend arrogant und unwirsch behandelt. Dafür liebt das Publikum Pigor. Und auch, weil er auf der Bühne oft aggressiv beim Singen mit schnarrender Stimme seine leicht krummen Zähne im Unterkiefer zeigt.

„Die drei Jazzer werden aber mit Respekt auf der Bühne behandelt“, verspricht Eichhorn, der beim Interview wesentlich mehr redet als Pigor, der außerhalb der Bühne ziemlich sanft und freundlich wirkt. Schließlich sei das mit der schlechten Behandlung ja alles ganz genau einstudiert: „Wenn ich nicht gemein genug bin, glauben die Leute, da stimmt was nicht. In den Voraufführungen war ich noch zu nett. Aber jetzt hat sich das wieder richtig eingespielt.“

15.3.–3.4.; Bar jeder Vernunft, Schaperstr. 24, Karten unter Tel. 8831582; Infos: www.bar-jeder-vernunft.de

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