zum Hauptinhalt
KaDeWe

© dpa

KaDeWe: Farbattacke als Marketing-Gag?

War die Farbattacke auf das KaDeWe ein Ausdruck radikaler Konsumkritik, China-Hass, dumpfer Vandalismus? Oder sogar nur ein Werbe-Gag? Tagesspiegel.de ging der Sache nach.

Als eine Zeugin am Donnerstag um 5:50 Uhr die grüne Farbattacke auf das KaDeWe beobachtet, hält sie den Vorfall zunächst für eine Werbeaktion - schließlich filmen und fotografieren einige weitere Personen, wie die Schaufensterfront per farbgefülltem Feuerlöscher großflächig besudelt wird. Doch als die Täter dann wegrennen, ruft sie die Polizei. Der Staatsschutz nimmt die Ermittlungen auf - auch um zu prüfen, ob ein politisches Motiv  vorliegen könnte. Ist vielleicht sogar die chinesisch-stämmige Designerin Vera Wang, deren Kleider noch bis zum kommenden Montag die Schaufenster des KaDeWe schmücken, das Ziel gewesen - als Kritik gegen Chinas Haltung in der Tibet-Frage?

Einen Tag nach der Farbattacke lässt sich allerdings auch ein ganz anderes Tatmotiv vermuten: Demnach hatte die Zeugin mit ihrem ersten Eindruck vielleicht doch recht  - und die Aktion war lediglich eine aus dem Ruder gelaufener Marketing-Aktion. Denn im Internet meldet sich ein Unbekannter zu Wort und erzählt, bei der Aktion dabei gewesen sein. Seinen Worten nach hat ein amerikanischer Künstler seinen Auftrag für den Pariser Tennishemden-Hersteller Lacoste etwas großzügig interpretiert. Anlässlich seines 75-jährigen Markenjubiläums plant der T-Shirt-Fabrikant nämlich, von der nächsten Woche an den Lichthof des KaDeWe ganz im Sinne seines grünen Krokodillogos umzugestalten. Ab dem 28. Mai, nach einer exklusiven Abendveranstaltung, sollen dann in den Schaufenstern originelle und speziell angefertigte Kunstwerke ausgestellt werden. Dafür hat Lacoste insgesamt elf Künstler engagiert - darunter auch den auf der Internetseite erwähnten Amerikaner.

Doch dieser Künstler hat dem Blogeintrag zufolge seine ganz eigene Idee von Kreativität umgesetzt - ohne Absprache mit dem Auftraggeber. Sein Plan: In den KaDeWe-Schaufenstern will er ab der nächsten Woche  das Video der Farb-Attacke als Kunstwerk zeigen - falls, so steht augenzwinkernd in dem Blogeintrag, ihn sein Auftraggeber "nicht vorher umbringt".

Einen wirklichen Beleg für diese Version gibt es bislang allerdings nicht. Beim KaDeWe selbst weiß man nichts von einer Kunst-Aktion: "Falls das tatsächlich eine Marketing-Kampagne gewesen sein sollte, dann war das mit uns auf keinen Fall abgesprochen", teilte eine KaDeWe-Sprecherin auf Anfrage mit. "Für uns war der Vorfall nicht erfreulich".

Jan Müller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false