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Berlin: Kältehilfe kommt ins Schwitzen

Berlins Notunterkünfte bitten um Spenden.

Dass der Frühling so lange auf sich warten lässt, hat bei der Berliner Kältehilfe einiges durcheinandergebracht: Sonst schließen die meisten Notunterkünfte für Obdachlose am 31. März. Dieses Jahr sind sie erstmals bis zum 15. April geöffnet. „Das muss man sich für unsere Mitarbeiter so vorstellen, als wären sie schon einen Marathon gelaufen und müssten jetzt noch zehn Kilometer dranhängen“, sagt Ortrud Wohlwend von der Berliner Stadtmission, die an der Lehrter Straße die größte Unterkunft der Stadt anbietet. Rund 200 der Kältehelfer in Berlin arbeiten ehrenamtlich. „Es ist nicht selbstverständlich, dass man engagierte Mitarbeiter hat, die zwei Wochen länger im Einsatz bleiben. Viele sind angeschlagen und dünnhäutig“, sagt Wohlwend.

Vor allem, weil die Unterkunft an der Lehrter Straße – wie alle Berliner Notübernachtungen – chronisch überbelegt war: Vom 1. November bis 31. März zählte die Kältehilfe knapp 71000 Übernachtungen in 30 Einrichtungen verschiedener Träger. Für rund 64 000 Übernachtungen sind die Unterkünfte aber eigentlich nur ausgelegt. Berlinweit stehen 422 Plätze pro Nacht zur Verfügung, die mit je 15 Euro von Senat und Bezirken finanziert werden. Im Schnitt übernachteten dort aber 470 Obdachlose. Die Zustände seien eine Zumutung für Gäste und Mitarbeiter, sagt Karen Holziger von der Stadtmission. An der Lehrter Straße ist eigentlich nur Platz für 60 Menschen. Dicht gedrängt hätten dort jedoch oft bis zu 160 übernachtet, sagt Wohlwend: „Es geht ja nicht nur darum, dass die Menschen nicht erfrieren, sondern auch darum, ihnen Zuwendung zu geben. Das können wir aber so nicht leisten.“ Und es geht darum, die zusätzlichen Schlafplätze durch Spenden zu finanzieren – zwei Wochen länger als vorab geplant.

Die Spendenbereitschaft sei glücklicherweise groß, wenn es um Obdachlose gehe, heißt es bei der von der Gebewo koordinierten Kältehilfe. Diese fordert Senat und Bezirke auf, für den nächsten Winter zusätzliche Plätze zu finanzieren und sucht passende Immobilien. Noch nie hat es auch eine so hohe Auslastung der kleineren Einrichtungen gegeben, etwa der von Kirchengemeinden betriebenen Nachtcafés. Nach dem 15. April bleiben noch drei ganzjährige Notübernachtungen geöffnet. Daniela Martens

Info und Kontakt: www.kaeltehilfe-berlin.de; www.berliner-stadtmission.de

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