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Kältewelle: Pickelhartes Trinkwasser

Nach dem großen Rohrbruch in Johannisthal hieß es am Dienstag aufräumen – und das Eis brechen.

Der Firmenwagen, ein großer Mercedes, ist nur noch eine Wasserleiche. Sein letztes Lebenszeichen war das Piepsen der Alarmanlage. Grünbraune Schlieren überziehen den Lack. „Wohl Totalschaden“, sagt der Besitzer ohne größere Rührung. Der abgesoffene Wagen zeugt von der mittelschweren Überschwemmung, deren Zentrum am Dienstagabend die Waldstraße im Treptower Ortsteil Johannisthal wurde. Keller und Tiefgaragen liefen voll. Ein Mann erlitt einen Stromschlag beim Versuch, seinen Keller auszupumpen. Er kam ins Krankenhaus. „Seine Tauchpumpe war offenbar defekt“, sagt ein Sprecher der Feuerwehr. Die Stromversorgung wurde anschließend unterbrochen.

Eine Hauptwasserleitung – ein Meter im Durchmesser – war geplatzt. Mehr als zehn Millionen Liter Wasser flossen aus und verwandelten die umliegenden Straßen in eine dampfende Auenlandschaft, 120 000 Menschen waren für mehrere Stunden von der Wasserversorgung abgeschnitten. Die Waldstraße wurde zum „reißenden Fluss“, sagen Anwohner, zurück blieben Sandrippen und ausgespülte Baumwurzeln. Jetzt ist das Wasser zu Eis erstarrt, in den Senken, wo die Pumpen der Feuerwehr es nicht aufsaugen konnten.

An der Bruchstelle ist ein großer Krater entstanden, Asphaltplatten und Spundwände sind darin versunken. Ein meterlanges Stück ist aus der gusseisernen Leitung herausgebrochen. Ob Bauarbeiten die Ursache sind oder Materialermüdung, wird noch geprüft. Die Leitung stammt aus den 60er Jahren. Der schwere Frost habe jedenfalls nichts damit zu tun, versichert Eike Krüger, Sprecher der Wasserbetriebe.

Ein Mann pickelt mit einem Zimmermannshammer die Eiskruste vor seiner Garage auf. Hier strömte der Trinkwasserfluss vorbei, eine Stromschnelle entstand. Die Erde wurde aufgewühlt und erstarrte. „Schlimm wird es, wenn es wieder taut“, sagt ein Garagenpächter. Hausbesitzer Ludwig Röding hat noch Glück gehabt. Nur 15 Zentimeter hoch stand das Wasser in seiner Tiefgarage. Jetzt putzt eine Servicefirma den Dreck weg.

Zufällig platzte gestern nicht weit von der Havariestelle eine weitere, viel kleinere Trinkwasserleitung. Die sechsspurige Michael-Brückner-Straße musste in Richtung Stadt zeitweise komplett gesperrt werden. Thomas Loy

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