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Kalkscheune: Krach um den Krach

In Mitte gibt es einen neuen Konflikt zwischen Club und Wohnbebauung. Diesmal klagt die Kalkscheune. Der Club will gegen ein angrenzendes Wohnprojekt vorgehen und dessen Baugenehmigung widerrufen lassen.

Vertragen sich Clubs und Wohnbebauung in unmittelbarer Nachbarschaft? Nach den Streitereien um das „SO36“ in Kreuzberg und den „Knaack Klub“ in Prenzlauer Berg spitzt sich jetzt ein weiterer Konflikt im Bezirk Mitte zu. Diesmal ist der betroffene Club – die „Kalkscheune“ in der Johannisstraße – selbst vor Gericht gezogen, um den Baustopp eines angrenzenden Wohnprojekts zu erreichen und dessen Baugenehmigung widerrufen zu lassen.

In direkter Nachbarschaft zur Kalkscheune errichtet das Münchner Unternehmen „Euroboden“ derzeit ein Apartmenthaus mit mehreren Luxuswohnungen mit einer Gesamtfläche von etwa 3000 Quadratmetern. Auf ihrer Internetseite wirbt die Firma mit einer Ausrichtung der Wohnungen auf einen „ruhigen, hochwertig gestalteten Gartenhof“ – aber gerade die Annahme, dass es dort „ruhig“ zugehen könne, halten die Betreiber der Kalkscheune für unrealistisch. Vielmehr fürchten sie, dass sich spätere Käufer der Wohnungen vom Lärm der abendlichen Club-Veranstaltungen belästigt fühlen und dann ihrerseits gegen die Kalkscheune vor Gericht ziehen. „Die Konflikte sind zwangsläufig vorgegeben“, sagt Geschäftsführer Guido Höcke und weist darauf hin, dass bisher nur Büros, Gewerbe und der Friedrichstadtpalast an die Kalkscheune grenzen, die ersten Wohnungen 150 Meter entfernt liegen. „Es wäre die erste unmittelbar angrenzende Wohnbebauung.“

Direkt in diese Zone ein Wohnhaus zu setzen, hält Höcke für „rücksichtslos“ – und zwar sowohl den künftigen Wohnungsnutzern gegenüber als auch den alteingesessenen Gewerbebetrieben. Die Reaktion des Bauherrn überrascht: „Euroboden“ will – trotz laufender Klage – überhaupt nicht von einem Konflikt sprechen. „Nachbarschaftsprobleme aufgrund von Lärm sehen wir nicht, da die Kalkscheune gemäß deren Nutzungsgenehmigung die gesetzlichen Vorgaben und Schallwerte eines Wohngebietes einhält“, erklärt ein Sprecher. Und dann noch: „Wir freuen uns auf eine gute Nachbarschaft.“

Ob es tatsächlich zu einer Nachbarschaft kommt, verhandelt jetzt das Verwaltungsgericht. Für diesen Freitagmorgen hat es einen Anhörungstermin festgesetzt – direkt an Ort und Stelle in der Johannisstraße.

Die Kalkscheune verfügt über mehrere Tanzflächen, hier finden unter anderem die sehr erfolgreiche „Schöne Party“ sowie Pop-, Soul- und House-Partys und kleinere Konzerte statt. In seiner Stellungnahme begrüßt der Bauherr „Euroboden“ ausdrücklich „unseren neuen Nachbarn Kalkscheune als Kulturstätte“, schließlich sei der „Kontext zum Thema Kultur“ ein „zentrales Statement der Euroboden-Gruppe“.

Besonders problematisch findet „Kalkscheune“-Chef Höcke, dass der Neubau zahlreiche Terrassen haben soll, von denen man direkt auf den Innenhof seines Clubs blicken kann. „Es ist doch logisch, dass man auf diesen Terrassen hören würde, was bei uns passiert.“ Das Argument des „Euroboden“-Sprechers, dass es zwischen beiden Gebäuden eine lärmisolierende Brandwand gebe, hält Höcke schon deshalb für nichtig, weil das geplante Apartmenthaus zwei Stockwerke mehr als die Kalkscheune haben solle. „Wie soll da bitte eine Brandwand helfen?“

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