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Berlin: Kaltluft aus der Kiste

Viele Berliner wollen jetzt eine Klimaanlage für ihre Wohnung haben – doch die richtige zu finden, ist gar nicht so einfach

Amerika, du hast es besser!, denkt mancher Dachgeschossbewohner in diesem Sommer - wenn die Hitze in den Räumen wieder einmal unerträglich wird und Durchlüften nicht mehr hilft. Fest installierte Klimaanlagen, ohne die in den USA kaum ein Haus gebaut wird, sind in Berlin immer noch die Ausnahme in Privatwohnungen. Ventilatoren oder mobile Klimageräte lassen sich allerdings nachrüsten. Im ProMarkt am Kurfürstendamm zum Beispiel läuft der Verkauf gerade „sehr gut“, wie der Marktleiter sagt.

Die Technik hat aber einige Schwächen, wie die Stiftung Warentest unter der Überschrift „Oft nur heiße Luft“ festgestellt hat. Der sommerliche Alltag in einer Dachgeschosswohnung in Wilmersdorf bestätigt die Einwände der Prüfer. So hat sich der Abluftschlauch des rollbaren, rund 800 Euro teuren Geräts als viel zu kurz erwiesen. Die 1,40 Meter genügen nicht, um die warme Luft aus einem der Schrägfenster herauszuleiten. Erreichbar ist nur die Balkontür. Ist diese angelehnt, strömt aber viel warme Luft nach.

Dass „Lärmempfindliche die Kältespender aus ihrem Schlafzimmer verbannen werden“, wie die Warentester schrieben, ist in der Praxis nachvollziehbar. Die einfachen Mobilgeräte summen und rauschen deutlich hörbar – ähnlich einer anspringenden Tiefkühltruhe. Leise Ventilatoren sind da oft die bessere Wahl. Insgesamt gibt es in Berlin rund 30 000 Klimaanlagen – die meisten davon in Büros, Hotels und anderen Betrieben. Große Hotels wie das Palace im Europa-Center lassen ihre Gäste die Zimmertemperatur nach Wunsch regeln. Im Foyer und in den Fluren soll es im Sommer jeweils fünf Grad kühler als draußen sein. „In der Bar machen wir es manchmal noch ein bisschen kühler“, sagt Stefanie Feill vom Hotel Palace. Allzu große Temperatursprünge beim Verlassen und Betreten des Hauses wolle man den Gästen jedoch nicht zumuten.

„Nie mehr als sechs bis acht Grad Unterschied“ zur Außentemperatur empfiehlt auch Dirk Trembich von der Fachfirma „Berliner Klima“. Rund 50 Interessenten rufen derzeit täglich bei ihm an; während der heißen Tage vor dem Ferienbeginn gab es um die 150 Anfragen pro Tag. Trembich sieht einen generellen Trend zu Klimaanlagen in Privatwohnungen. Er arbeitet mit einem Architekturbüro zusammen, das Interessenten für hochwertige Dachgeschosswohnungen den Einbau gleich mit anbietet. Dagegen will die Maklerfirma Bendzko Immobilien noch nicht von amerikanischen Verhältnissen sprechen: Klimaanlagen würden nur ganz selten von Haus- und Wohnungssuchenden gewünscht, heißt es dort.

Von mobilen Kompaktgeräten raten Fachhändler wegen der schwachen Leistung ab. In Elektronikmärkten werde „viel verkauft, aber auch viel wieder zurückgebracht“, sagt Trembich, der solche Erfahrungen auch als Ex-Manager eines Elektrokonzerns gemacht hat. Die meisten Käufer der „Einsteigergeräte“ entscheiden sich später für fest installierte Anlagen. Das gewisse Extra für Anspruchsvolle bieten dann Geräte wie der „Aroma Jet“: Damit lassen sich der gekühlten Luft sogar noch Düfte beifügen.

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