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Berlin: Kampf der Städte

Berlin lockte Hamburg einst Universal-Music weg. Jetzt ruft Hamburg nach dem Musikpreis „Echo“ – sieht so der faire Wettbewerb aus, den beide vereinbarten?

Eigentlich wollten sie freundlich zueinander sein, die Senate aus Berlin und Hamburg. Aber immer wieder sieht es gar nicht danach aus. So wie in den kommenden Tagen, wenn sich entscheidet, ob der Schallplattenpreis „Echo“ auch 2004 wieder in Berlin vergeben wird. Oder in Hamburg.

Die Städte sind Konkurrenten, auch wenn die jeweiligen Senatssprecher das nicht so sehen. „Das wird aufgebauscht“, sagt der Hamburger Christian Schnee. Und sein Berliner Kollege Günter Kolodziej sekundiert: „Das ist gesund und setzt Kreativität frei.“ Kreativ sind beide Städte geworden, wenn es um Glamour-Ereignisse geht. Beim Medienpreis des Burda-Verlages, dem „Bambi“, hat Berlin diesmal den Kürzeren gezogen. Auch beim „Echo“ hat Hamburg die Nase vorn.

Dabei ist es nicht so lange her, dass beide Senate schriftlich fixierten, dass sie kooperieren und nicht konkurrieren wollen. Im Mai 2001 traf sich Eberhard Diepgens Berliner Mannschaft an der Alster mit dem damaligen Hamburger Bürgermeister Ortwin Runde und seinen Senatoren. Da war der Umzug der Plattenfirma Universal-Music von Hamburg nach Berlin gerade beschlossene Sache und die Hansestadt auf die Hauptstadt ziemlich sauer. Diepgen (CDU) und Runde (SPD) einigten sich auf eine enge Kooperation und „die Spielregeln eines fairen Wettbewerbs“.

Schnee von gestern. Jetzt führt die CDU in Hamburg unter Ole von Beust Regie, in Berlin ist es die SPD unter Klaus Wowereit. Und beide haben den Glamour zur Chefsache erklärt. Zu einer Neuauflage der gemeinsamen Sitzung, wie damals vereinbart, kam es nicht mehr. „Wenn es ein konkretes Thema gibt, kann man sich zusammensetzen“, sagt Sprecher Schnee. Aber Gesprächsbedarf gibt es zwischen den Städten offenbar nicht.

Im Wettlauf um den „Echo“ steht Hamburg gut da. Es hat, anders als Berlin, eine Groß-Halle, die „Color-Line-Arena“, die maßgeschneidert ist für Ereignisse wie den „Echo“. Und anders als das ICC, wo die Gala in den letzten Jahren stattfand, ist die Hamburger Arena privat geführt und hat ein vitales Eigen-Interesse, dass die Gala nach Hamburg kommt.

Noch etwas spricht für Hamburg: der Termin. Denn die Veranstalter haben die „Echo“-Gala absichtlich in den Februar verlegt, damit sie vor den konkurrierenden „Brit-Awards“ vergeben werden. So konnte der „Echo“ in diesem Jahr dem britischen Gegenentwurf erstmals den Rang ablaufen. Robie Williams zum Beispiel sagte in England ab, dafür in Deutschland zu. Doch Mitte Februar feiert Berlin die Filmfestspiele – mehr Aufmerksamkeit bekommt der „Echo“ deshalb vielleicht in einer anderen Stadt.

Bleiben noch die Musik-Label, die den „Echo“ vergeben. „Der Echo gehört in die Hauptstadt der Musik – und das ist Berlin“, hieß es dazu zum Beispiel von Universal gestern. Das wird man in Hamburg gar nicht gerne gehört haben.

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