zum Hauptinhalt

Berlin: Kampf um die Kaufkraft

Wie viele Shoppingcenter verträgt die Stadt?

Aus Sicht des Einzelhandelsverbands sind neue Einkaufszentren in Berlin nur noch akzeptabel, wenn sie „stark in den Standort integriert“ sind und dort „positive Impulse bringen“. Das geplante Center am Alexanderplatz sei aber als „Solitär“ ohne Bezug zu Läden in der Umgebung gedacht und deshalb „unverträglich“, meint Sprecher Jan Holzweißig. Zu den Leidtragenden dürften Geschäfte in der Frankfurter Allee, aber auch die PotsdamerPlatz-Arkaden und die Schönhauser-Allee-Arcaden gehören.

Schon jetzt gebe es stadtweit eine halbe Million Quadratmeter zu viel Verkaufsfläche, hat der Verband errechnet. Die Fläche stieg in den vergangenen zehn Jahren von 2,63 Millionen Quadratmeter auf derzeit etwa 4,2 Millionen. Besonderes Gewicht erhält dieser Überfluss durch die generelle Krise im Einzelhandel. Nach Angaben der Senatswirtschaftsverwaltung sank der Umsatz der Berliner Geschäfte in den ersten acht Monaten dieses Jahres um sieben Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum.

Geplant sind weitere Einkaufszentren unter anderem am S-Bahnhof Papestraße in Tempelhof, den die Bahn zum Fernbahnhof ausbauen will, sowie am Tempelhofer Damm. Dort will die Immobilienfirma Aengevelt ein Center auf dem bisherigen Rathaus-Parkplatz errichten, auch ein Nebengebäude aus den 60er Jahren soll dem Vorhaben weichen. „Der Tempelhofer Damm kann ein Einkaufszentrum durchaus vertragen“, sagt Verbandssprecher Holzweißig. Als geeignete Standorte nennt er auch die Rheinstraße in Schöneberg und die Potsdamer Straße, die durch Schöneberg und Tiergarten verläuft. Entsprechende Projekte gebe es allerdings bisher nicht.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin begrüßt neue Einkaufszentren, wenn sie „zentrale Lagen stärken“. Eine entscheidende Frage sei aber immer die Größe. Das Center am Alexanderplatz sei überdimensioniert, sagt IHK-Handelschef Jochen Brückmann. Hätte es nur 20 000 Quadratmeter der Verkaufsfläche, „würden wir es begrüßen“. Ein Problem sei auch, dass sich das Center mehr zur Jannowitzbrücke hin orientieren solle. Damit werde Kaufkraft nicht zum Alex gelenkt, sondern von dort weggezogen.

Innerstädtische Center verringern die Anziehungskraft von Umland-Zentren. So gelten die Spandau-Arcaden mittlerweile als starke Konkurrenz für das Center nahe dem brandenburgischen Dallgow. Diese Entwicklung ist für die IHK jedoch nebensächlich: „Wir begreifen Berlin und Brandenburg als eine Region“, betont Brückmann. CD

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false