zum Hauptinhalt

Berlin: Kampfgeist und Rückzug

Andrea Fischer fährt zunächst einmal auf Vortragsreise in die USA. Hans-Christian Ströbele geht ins Gefängnis - als Anwalt eines Inhaftierten.

Andrea Fischer fährt zunächst einmal auf Vortragsreise in die USA. Hans-Christian Ströbele geht ins Gefängnis - als Anwalt eines Inhaftierten. Am Wochenende hatten beide ihr persönlich-politisches Debakel erlebt. Weder die grüne Modernisiererin Fischer noch das linke Gewissen der Partei Ströbele wurden von der Basis mit einem sicheren Listenplatz für die Bundestagwahl bedacht. Den erhielt der Ostdeutsche Werner Schulz. Und jetzt heißt es für die beiden Abgewiesenen Zukunft zu planen - jenseits der hauptamtlichen Politik.

Ströbele ("ich war enttäuscht") hat sich mit seinem Schicksal noch nicht ganz abgefunden: "Vielleicht werde ich die letzte Entscheidung den Wählern überlassen und als Direktkandidat in Kreuzberg / Friedrichshain antreten". Die Entscheidung will Ströbele im Laufe dieser Woche treffen. Allerdings wäre auch ein solches Direktmandat durch den Neuzuschnitt der Wahlkreise wahrlich kein leichtes Spiel für den West-Berliner Linken. Kreuzberg - das ist sein Terrain. In Friedrichshain dagegen machen die Grünen wenig Punkte. Doch Ströbele weist auch darauf hin, dass er seine Beiträge zur Rechtsanwaltskammer immer ordentlich bezahlt habe.

Fischer ("über meine Gefühle spreche ich nicht") dagegen will einen klaren Bruch vollziehen. "Vorerst ist das für mich das Ende der Politik als Beruf", sagt sie. Sie werde sich ehrenamtlich bei den Grünen engagieren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Auch Gerüchten, sie wolle in Baden-Württemberg einen sicheren Listenplatz erringen, erteilt sie eine deutliche Absage. Die frühere Gesundheitsministerin will nach der Niederlage nicht gleich noch einmal antreten müssen. Obwohl es um die Frauenplätze der südwestdeutschen Grünen immerhin weniger Streit gibt, als um die Männerplätze. "Das ist eine Frage der Selbstachtung", schließt Fischer die Frage ab, "es steht nicht zur Debatte". Auch eine hauptamtliche Aufgabe bei der Bundespartei zur Fortsetzung ihrer inhaltlichen Arbeit strebt sie nicht an. Sie erwarte nicht dass die Partei sie jetzt versorge. "So bin ich nicht gestrickt." Stattdessen will sie wieder einen ganz normalen bürgerlichen Beruf ergreifen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false