zum Hauptinhalt

Berlin: Kampfhunde: Labrador-Boxer oder Pitbull-Mischling? Amtstierärzte müssen auch über die Rasse der Hunde entscheiden

Zum Ende der zweistündigen Sprechstunde konnte Martin Wurzel mit seinem Balu ins Zimmer des Amtstierarztes eintreten. Der 46-Jährige war der letzte Kampfhundebesitzer, der gestern im Veterinäramt Tiergarten in der Turmstraße 22 an die Reihe kam.

Zum Ende der zweistündigen Sprechstunde konnte Martin Wurzel mit seinem Balu ins Zimmer des Amtstierarztes eintreten. Der 46-Jährige war der letzte Kampfhundebesitzer, der gestern im Veterinäramt Tiergarten in der Turmstraße 22 an die Reihe kam. Sieben weitere Hundehalter hatten bereits ihr Tier angemeldet - am ersten Tag, an dem die neue Hundeverordnung in Kraft getreten ist. Davon allerdings wusste Wurzel nichts. Er war eigentlich ins Amt gekommen, um für seinen Rüden "Balu" eine "Maulkorb-Befreiung" zu erhalten.

Amtstierarzt Heiko Bornemann, stellvertretender Leiter des Veterinäramts Tiergarten, musste ihn enttäuschen: "So etwas gibt es generell nicht." Sein Balu vertrage den Beißschutz aber nicht, weil er Asthma habe und schwer Luft bekomme, sagte Wurzel. Außerdem könne er mit ruhigem Gewissen sagen, dass der Hund in seinem achtjährigen Dasein noch niemanden gebissen habe. Bornemann wollte sich auf keine Diskussion einlassen: "Wenn Sie die Polizei ohne Maulkorb antrifft, müssen Sie 500 Mark Bußgeld zahlen. Werden Sie nochmal ohne erwischt, nimmt man Ihnen den Hund weg." Wurzel regte sich über "die" in Hamburg auf, die allen Hundebesitzern diese Vorschrift beschert hätten.

Die große Frage, die sich der Hundebesitzer noch stellte: Balu anmelden oder nicht? Wurzel behauptete, Balu sei ein Labrador-Boxer-Mischling. Beide Rassen sind nicht meldepflichtig. Der kräftige, muskelbepackte Balu mit breitem Kopf sieht nach Auffassung des Tierarztes wie ein Pitbull-Mischling aus. Und dies sei das Argument, wonach die Polizei auswähle, erklärte Bornemann. Nun liege es an Wurzel, ob er diese Einschätzung durch ein eigenes Gutachten wiederlegen möchte oder nicht. Vorsorglich schoss Bornemann schon einmal ein Foto von Balu für die Kartei. Der Besitzer erbat sich noch Bedenkzeit. Laut Gesetz hat er acht Wochen Zeit, das Tier anzumelden: "Um keinen Ärger zu bekommen, werde ich das aber wahrscheinlich tun." Martin Wurzel war der einzige "Problemfall", der Bornemann und zwei Kollegen im Bezirk Tiergarten an diesem Tag unterkam. "Alle anderen haben ihre Kampfhunde gleich am ersten Tag angemeldet, um ihre Ruhe zu haben", sagte der Tierarzt. An Balu werde aber das Dilemma deutlich: Es gebe keine Möglichkeit festzustellen, ob in einem Mischling eine der fünf anmeldepflichtigen Rassen vorhanden ist. Man müsse nach dem Äußeren gehen. "Da werden einige Gerichtsprozesse auf uns zukommen", prophezeite Bornemann. Ein weiteres Problem werde nach der Anmeldefrist auftreten. Dann müsse sich das Amt mit denen beschäftigen, die ihre Hunde nicht registrieren wollen. "Denn, die Leute, die jetzt kommen, sind die, die sich ohnehin um ihre Tiere kümmern." Wegen der neuen Hundeverordnung hat das Veterinäramt Tiergarten künftig jeden Tag Sprechstunde. Schon die acht Hundebesitzer heute waren für Bornemann "ein enormer Andrang", denn das Amt muss alle seine Aufgaben weiter erledigen. Die meisten Veterinärämter, wie in Charlottenburg, haben die Sprechstunden verlängert. Der Andrang war nach Aussagen von Mitarbeitern zum Beispiel in Friedrichshain zeitweise nicht so groß, in Charlottenburg meldeten sich hingegen "ununterbrochen" Hundebesiter an. Insgesamt war es ein gutes Dutzend.

Sabine Demm

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false