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Berlin: Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik: Wieder Straftäter aus Psychiatrie entwichen

Ein 46-jähriger Gewaltverbrecher ist gestern Mittag aus dem Maßregelvollzug in der Reinickendorfer Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik (KBN) entwichen. Die Flucht wurde um 13.

Ein 46-jähriger Gewaltverbrecher ist gestern Mittag aus dem Maßregelvollzug in der Reinickendorfer Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik (KBN) entwichen. Die Flucht wurde um 13.20 Uhr entdeckt und die Polizei alarmiert. Am frühen Abend wurde dann die Öffentlichkeit informiert. Am späten Abend suchte die Polizei besonders am Alexanderplatz nach dem 1,87 Meter großen und als athletisch beschriebenen Flüchtigen. Die Beamten wurden angewiesen, bei einer Festnahme auf Eigensicherung zu achten.

Der 46-jährige Alfred W. war 1987 wegen schwerer Schizophrenie in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen worden. Er hatte versucht, in einem Gefängnis in Nordrhein-Westfalen einen Mitinsassen zu ermorden, weil er sich an dessen "gotteslästerlichen Reden" störte. Im Gefängnis hatte der 46-Jährige seit 1982 wegen Raubes und Totschlags gesessen. Vor zwei Jahren war er im Zuge des Patientenaustauschs aus Nordrhein-Westfalen in die KBN verlegt worden.

Die Senatsgesundheitsverwaltung schätzte am Abend die Gefahr für die Öffentlichkeit dennoch als "gering" ein. "Sein Verhalten ist über lange Jahre hinweg kontrolliert worden", sagte Sprecher Klaus-Peter Florian. Der Mann habe in der Klinik "eher sozial ausgleichend" gewirkt und sei nie auffällig geworden. "Es ist eher zu erwarten, dass er sich selbst was antut", betonte Florian. Die Ärzte schätzen ihn als akut selbstmordgefährdet ein.

Seit April 2000 hatte Alfred W. mit Begleitung Ausgang, seit Januar diesen Jahres durfte er zur Therapie in der Anstaltsbücherei arbeiten. Dies war von der Staatsanwaltschaft genehmigt worden. Gestern sollte Alfred W. ab 11 Uhr auf dem Klinikgelände Bücher austragen. Das Entkommen sei schon mittags entdeckt worden, weil nach der Flucht des Gewaltverbrechers Pikus im Januar neue Kontrollen eingeführt worden waren, sagte Florian. Damals hatte die Verwaltung die Öffentlichkeit erst mit zwei Tagen Verzögerung informiert, obwohl die Polizei Pikus als gefährlich einstufte.

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