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Karnevalsumzug 2008

© ddp

Karneval: Berlin Hei-Jo

Unter dem Motto "Hier tanzt der Bär" zog am Sonntag zum achten Mal der Berliner Karnevalsumzug durch die City-West. Wer glaubt, Fastnacht hätte in Berlin nichts zu suchen, wurde eines Besseren belehrt. Die Veranstalter rechneten mit bis zu einer Million Besuchern.

Natürlich gibt es auch Spielverderber bei diesem 8. Karnevalsumzug im wiedervereinigten Berlin: Nahe dem Elefantentor des Zoos steht am Sonntag ein Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Verbraucherschutz und misst Lärmpegel. Der Mann, der nicht genannt werden will, gehört der Abteilung Integrativer Umweltschutz an. Bislang ermittelte er einen Durchschnitt von 89 Dezibel - ein Wert, den er "für etwas zu hoch hält". Den 3000 Narren im Zug ist das aber schnuppe. Aufgeteilt in 128 Gruppen ziehen sie quer durch die abgesperrte City-West und wollen Spaß. Den erwarten auch die nach Polizeiangaben mehreren Hunderttausend Zuschauer am Wegesrand.

Darunter ist auch Yannik. Der Sechsjährige aus Frankfurt am Main hat sich einen Eisbärenkopf übergestülpt und sammelt von den Umzugswagen fliegende Süßigkeiten ein. Bevor der Zug kam, war er mit seinen Eltern den Eisbären Knut im Zoo besuchen. Wenige Meter entfernt hat Stefan Seidel eine Kölsch-Bar aufgebaut. Der gebürtige Kölner postiert sich Jahr für Jahr am Rande des Zuges und genießt mit Freunden das Treiben. "Aber der Berliner Karneval ist gewöhnungsbedürftig. Es fehlen die Mottowagen, und dass man hinterher noch zusammensteht", sagt er. "Der Berliner Karneval wird immer besser", findet dagegen Brigitte Hellmand. Sie ist auch Kölnerin, wohnt jedoch bereits seit 28 Jahren im Westen Berlins. Samt einer Freundin hat sie sich mit Spirituosen bewaffnet vorm Bikinihaus Plätze gesichert.

Dass der Umzug immer besser und schöner wird, kann vor allem Zugmarschall Rolf Vieting gar nicht genug betonen. Der Ehrenpräsident des Karnevalsvereins Stadtgarde Rot-Gold-Berlin rollt an der Spitze des Zuges. Vom Dach des Wagens entlocken er, seine Vereinskollegen und natürlich das Prinzenpaar Zuschauern wie Beteiligten den Schlachtruf "Heijo - Karneval an der Spree, olé, olé, olé". Viele Narren halten sich aber auch an das Zugmotto "Hier tanzt der Bär".

Die Kleinen sind die größten Narren

Schon kurz vor Beginn der Veranstaltung hatte sich Vietings Sprecher Thomas Tietze bestens gestimmt gezeigt: "Bei dem wunderbaren sonnigen Wetter rechnen wir mit über eine Million Zuschauer. Diese Marke wurde erstmals im vergangenen Jahr geknackt. Bereits am Sammelplatz vor dem Kultursaal der Hochschule der Künste (HdK) drängelten sich am Vormittag Tausende, um den Umzug mit leichter Verspätung 11.49 Uhr auf den Weg zu schicken. Sekunden später dann Stopp - der Turnsportverein Wittenau (TSV) muss eine Panne seines Fahrzeuges hinnehmen und das Auto unter hämischen Kommentaren schieben. Dahinter aufgeregte Gäste aus Beelitz.

Der Beelitzer Carnevalsclub e.V. hat es erstmals an Platz drei des Zuges geschafft und lässt auf einem Graffiti Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Spargelstangen stechen, deren Spitzen jeweils das Gesicht eines Politikers tragen. Zu sehen ist da auch der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU). Unterdessen beweist die Berliner Club Rot-Gold Weltläufigkeit. Während sein Wagen den Bahnhof Zoo passiert, wird der Karnevalsklassiker "Viva Colonia" gespielt.

Spaß hat auch der Nachwuchs. Ob auf Papas Schultern oder auf Verteilerkästen platziert - die schönsten Kostüme tragen 2008 die ganz kleinen Berliner. Sie zeigen sich als Löwen, Schmetterlinge, Clowns, Krokodile, Wikinger und immer wieder als Bären. Den Niedlichkeits-Rekord hält dabei der TSV Wittenau. Er schickt gleich 20 Miniausgaben des Berliner Wappentiers auf die Strecke. (nim/ddp)

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