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Berlin: Karneval der Kulturen: In der Schule der Meeresgöttin

Der Keller des Schöneberger Kulturzentrums "Weiße Rose" gleicht in diesen Tagen einer exotischen Schatzkammer. Glitzernde, opulente Kostüme und Kopfbedeckungen lehnen an den Wänden und bedecken den Fußboden, verziert mit tausenden von goldenen und silbernen Pailletten, künstlichen Edelsteinen und Federn in allen erdenklichen Farben.

Der Keller des Schöneberger Kulturzentrums "Weiße Rose" gleicht in diesen Tagen einer exotischen Schatzkammer. Glitzernde, opulente Kostüme und Kopfbedeckungen lehnen an den Wänden und bedecken den Fußboden, verziert mit tausenden von goldenen und silbernen Pailletten, künstlichen Edelsteinen und Federn in allen erdenklichen Farben. Dazwischen wuseln Kinder und Erwachsene hin und her, probieren bunte Gewänder, Kopfschmuck und Schuhe. Inmitten des Trubels steht Sonia de Oliveira. Sie ist Leiterin der vor fünf Jahren gegründeten Sambaschule "Amasonia" in Charlottenburg. Und sie hat eine Mission: Ein Stückchen brasilianischer Karnevalsfreude in Berlin zu etablieren. Seit Jahren tanzt die 33-Jährige dafür mit ihrer bunten Truppe auch auf dem Karneval der Kulturen mit. Deswegen laufen die Vorbereitungen bei "Amasonia" - wie auch bei rund 100 anderen Karnevalsgruppen der Stadt - auf Hochtouren.

Für Sonia de Oliveira hat die Arbeit für den Umzug am Pfingstsonntag allerdings schon vor einem halben Jahr begonnen. "Von Dezember bis März war ich in Rio de Janeiro bei meiner Schwester, die Schneiderin ist, und habe neue Kostüme entworfen", erzählt die Brasilianerin, die seit acht Jahren in Berlin lebt und regelmäßig zwischen beiden Städten hin- und herpendelt. Ihre Schwester hat die Kostüme geschneidert und herüber geschickt. Die Kosten trägt de Oliveira bisher selbst, sucht aber Sponsoren. Kostüme wie das der "Meeresgöttin" sind nicht eben billig: Ein buntes, mit Muscheln, Stoff und Pfauenfedern verziertes Drahtgeflecht, darunter ein knapper, mit Pailletten besetzer Bikini, der viel Sicht lässt auf nackte Haut. Wer Lust hat, selbst einmal eines der prachtvollen Kostüme zur Schau zu stellen, hat übrigens gute Chancen. "Amasonia" (Telefon 313 98 29) sucht weiterhin Tänzerinnen und - vor allem - Tänzer jeden Alters. "Wir haben akuten Männermangel", klagt de Oliveira.

An kleinen "Paradiesvögeln" mangelt es dagegen nicht mehr. Ein Dutzend Grundschülerinnen im leuchtenden Federkleid wuselt um die Sambalehrerin herum und versucht sich in ersten Tanzschritten. Die Kinder kommen von der 13. Grundschule in Lichtenberg. Ihre Erzieherin hatte gelesen, dass noch junge Tänzer gesucht werden und sich mit ihrer Tanzgruppe kurzerhand beworben. Vergnügt hüpfen die Erst- bis Drittklässlerinnen durch das Kostümlager und werfen sich in fast schon professionelle Gesten. In den kommenden Tagen will Sonia de Oliveira ihnen einen "Crash-Kurs" im Samba-Tanzen geben.

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