zum Hauptinhalt

Karneval der Kulturen: Kreuzberg im Farbenrausch

Der Umzug des Karnevals der Kulturen hat den Berliner Stadtteil Kreuzberg am Sonntag in einen Farbenrausch versetzt. Etwa 4500 Akteure mit prächtigen Kostümen schwelgten in einem Meer von Musik und Tänzen aus allen Teilen der Welt.

Berlin (15.05.2005, 18:47 Uhr) - So viele Teilnehmer wie noch nie zogen in mehr als 100 Formationen tanzend, trommelnd und singend durch die Straßen vom Hermannplatz zur Yorckstraße. 700 000 Besucher säumten laut den Veranstaltern die Strecke, tanzten mit und applaudierten.

Den Anfang bildete wie jedes Jahr die multi-ethnische Gruppe «Afoxé Loni». In Gewändern aus Gelb und strahlendem Weiß tanzten und sangen die Akteure mit Trommeln, Rasseln und Flöten die Umzugsstrecke entlang, um sie zu «reinigen». Diese brasilianische Zeremonie sei eine Bitte um Segen für den Umzug, sagte Leiterin Krista Zeissig- Tucci. «Man wäscht die Straße.»

Insgesamt waren mehr als 70 bunt dekorierte Lastwagen, Sattelschlepper oder auch Konstruktionen wie die 18 aneinandergehängten Einkaufswagen der Trommel-Gruppe «Groove» beim Umzug dabei. Die Multi-Kulti-Karawane ist der Höhepunkt des viertägigen Fests, das in diesem Jahr seinen 10. Geburtstag feiert und am Montagabend endet. Der Himmel über Berlin zeigte sich denn auch noch einigermaßen wohlwollend: Pünktlich zum Start des Umzugs gegen Mittag hatte der Regen aufgehört.

Bei Temperaturen um 15 Grad froren die teils leicht bekleideten Akteure dennoch. Die 20 Tänzerinnen und Tänzer der Formation von «Tropical Islands» etwa sind vor drei Wochen aus Samoa angereist. Angetan mit leichten Baumfaser-Röcken und glänzend vom Kokosöl tanzten sie sich dennoch barfuß in Stimmung. Auch Beatrice Tonsor, Samba-Tänzerin der Gruppe «Amasonia» im perlenbestickten, roten Bikini, ließ sich nicht entmutigen: «Ich trage die Sonne im Herzen.»

Gegen Ende des Umzugs fuhren die Wagen der Clubs und Jugendvereine, darunter das aus Aluminiumplatten genietete und von einem roten Traktor gezogene Gefährt von «Panjim Goa» oder die Holz- Arche-Noah der Künstler-Gruppe «Kinky Berlin». Die Arche sei ein Zeichen für Einsatz und Initiative in schwierigen Zeiten, sagte «Kinky»-Mitglied Prime Lee aus Laos. «Wir wollen zeigen, dass man auch ohne Geld mit guten Ideen etwas erreichen kann.»

Den Wagen Nummer 94 mit einer Mischung aus Elektro und HipHop hatte der Berliner Maler Jim Avignon gestaltet. Damit wolle er eine Schnittstelle aus Clubkultur und Kunst bieten, sagte Avignon, der vor zehn Jahren schon beim ersten Karneval dabei war und zwischendurch die Love Parade geschmückt hatte, die dieses Jahr zum zweiten Mal abgesagt worden war. «Der Karneval ist die Party der verschiedenen Ethnien und Gruppen, die hier leben, er ist zeitloser und wichtiger als die Love Parade», ist der Maler überzeugt. (Von Dorothée Junkers, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false