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Auch viele Kinder aus allen Teilen der Erde traten auf dem Karneval der Kulturen auf.

© dapd

Karneval der Kulturen: Maskenball international

Hunderttausende kamen zum Karneval der Kulturen – und nicht nur dorthin: Es war ein Wochenende zum Feiern und Sonnenbaden.

Hunderttausende Touristen, jede Menge Müll vom Hermannplatz bis zur Yorckstraße, 500 erschöpfte Polizisten und ein Veranstalter, der glücklich zu Protokoll gibt, dass alles bestens gelaufen ist. 5000 Tänzer konnten nach dem Umzug am Sonntag die Füße hochlegen, hunderttausende Zuschauer ihren Sonnenbrand kühlen. Und drei Taschendiebe ärgerten sich, dass sie erwischt wurden. Das ist die Bilanz eines langen Berliner Pfingstwochenendes mit Sonnenschein und viel Tamtam.

Neun Stunden lang zieht die Karawane des Karnevals der Kulturen am Sonntag durch Kreuzberg, auf 72 Wagen und in 96 Formationen. Am Straßenrand stehen Männer mit Kameras, Frauen mit Blumenketten und Kinder, denen – als improvisierter Lärmschutz – Taschentücher aus den Ohren gucken. Vor ihnen schlängelt sich ein blauer Drache über die Straße, Einradfahrer jonglieren Keulen, Pauken strapazieren das Trommelfell, eine Gruppe lässt Hula-Hoop-Reifen rotieren. Dann kommen rassige Sambatänzerinnen und ein Sattelschlepper voller Senioren.

Sie sind die ältesten Teilnehmer der Parade und gehören zu den 21 Gruppen, die zum ersten Mal auftreten. „Wann passiert das schon mal, dass Omis und Opis beim Karneval mitmachen?“, fragt Birgit Crull, als sie nach fünf Stunden Tanzen, Klatschen und Winken „völlig knülle“ vom Wagen steigt. Die 66-Jährige steckt in einem venezianischen Kostüm, die Maske hat sie selber gebastelt. Seit November hat sie zusammen mit 35 anderen Senioren geübt. Sie kommen aus acht verschiedenen Ländern – unter anderem aus Russland, Peru, Polen, Italien, Chile – die Älteste von ihnen ist 81. Werbung mussten sie auch selber machen, zogen mit Rollatoren durch Friedrichshain auf der Suche nach Sponsoren.

Das Geld ist knapp: „Elf Gruppen, die sich angemeldet hatten, sind wieder abgesprungen“, sagt Vassilici Gortsas von den Organisatoren des Karnevals. „Besonders die Gruppen, die schon seit Jahren auftreten, sind frustriert.“ Einige meldeten sich wegen finanzieller Not gar nicht erst an, darunter auch die afro-brasilianische Gruppe Afoxé Loni, die den Umzug 15 Jahre lang anführte.

Anderswo in Berlin nutzten sie das gute Wetter für einen Ausflug in Strandbars, in Freibäder oder an den Badesee. Bis zu 7000 Gäste pro Tag kamen allein ins Strandbad Müggelsee, sagt Gion Voges vom Verein Bürger für Rahnsdorf, deutlich mehr als an normalen Wochenenden. Schon vormittags strömten die Menschen an den Strand, spielten Volleyball, planschten im Wasser oder nahmen ein Sonnenbad.

Auch in den Strandbars lief der Betrieb rund: Mehrere tausend Gäste bezogen Liegestühle und Strandkörbe in der Strandbar-Mitte. „Es war knackedickevoll, das beste Wochenende in diesem Jahr“, sagt Sprecher Ron Bloch.

Wer nach dem Karneval etwas Ruhe brauchte, konnte zur „Langen Nacht der Kirchen“ gehen. Rund 15 000 Besucher kamen zu Andachten, Konzerten, Lesungen in einer der 86 Gemeinden.

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