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Streit um den Karneval: Die Markenrechte des Karnevals werden auf acht bis 16 Millionen Euro bewertet.

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Karneval der Kulturen: Streit um die Markenrechte am Karneval

Der Senat und die Werkstatt der Kulturen streiten um die Markenrechte am Karneval.

Der Karneval der Kulturen war wieder ein Erfolg – zumindest kommerziell. 1,2 Millionen Menschen kamen in diesem Jahr nach Angaben der Veranstalter zu den verschiedenen Umzügen und dem mehrtägigen Fest am Blücherplatz. Jeder in das Fest investierte Euro bringt das Fünffache an Einnahmen zurück, stellte die Investitionsbank Berlin schon 2011 fest. Damals freuten sich die Macher des Karnevals, ihre Sponsoren und der Senat noch gemeinsam über die gute Bilanz, inzwischen ist das ganz anders. Die Partner haben sich getrennt, und wie nach jeder Scheidung geht es um die Frage: Wem gehört was?

Derzeit laufen Verhandlungen zwischen dem Senat und dem Trägerverein der Werkstatt der Kulturen um die Lizenz- und Markenrechte am Karneval. Diese Rechte liegen beim Trägerverein, genauso wie das gesamte Archiv des Karnevals noch in der Werkstatt der Kulturen lagert, obwohl der Karneval seit 2015 von anderen Veranstaltern organisiert wird. „Der Senat ist an einer Vereinbarung zur Rechteübertragung“ interessiert, heißt es auf Anfrage des Tagesspiegels. Das könnte aber einiges kosten, zusätzlich zu den rund 700.000 Euro, mit denen das Straßenfest jedes Jahr gefördert wird.

Markenrechte des Karnevals zwischen acht und 16 Millionen Euro

In einem Gutachten, das dem Tagesspiegel vorliegt, werden die Markenrechte des Karnevals auf acht bis 16 Millionen Euro bewertet, die Lizenzgebühren für die einmalige Nutzung des Namens könnten sich zwischen 625.000 und 1,2 Millionen Euro belaufen. Das Gutachten, von der Werkstatt der Kulturen in Auftrag gegeben, stammt von Henrik Sattler, Marketing-Professor an der Uni Hamburg. Das Gutachten sei dem Senat bekannt, teilt die Verwaltung von Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) mit. Bislang sei es aber nicht in die Verhandlungen eingebracht worden.

Zusätzliche Brisanz erhält die Lizenzfrage durch die Ankündigung von Kolat, die Arbeit der Werkstatt ab 2018 nicht mehr finanziell zu fördern. Das würde das Aus für die Werkstatt bedeuten, die seit mehr als 20 Jahren Kultur von Migranten präsentiert und 1996 erstmals den Karneval der Kulturen veranstaltete. Nach einem Streit um die Kosten für ein neues Sicherheitskonzept wurde der Karneval für 2015 an Kulturprojekte Berlin vergeben, einer landeseigenen Gesellschaft. Die Frage der Lizenz- und Markenrechte wurde dabei zunächst ausgeklammert.

Trägerschaft soll neu ausgeschrieben werden

Kolat möchte die Kulturarbeit der Werkstatt fortführen, aber nicht mehr unter der Trägerschaft des bestehenden Vereins, der Brauerei Wissmannstraße e.V. Die Trägerschaft soll neu ausgeschrieben werden, „ergebnisoffen“, wie es in der Stellungnahme der Verwaltung heißt. „Ziel wird es sein, einen Träger für diese wichtige Berliner Einrichtung zu ermitteln, der kreative Ansätze im Bereich der zukünftigen Integrations- und Kulturarbeit verfolgt und gleichzeitig vorhandene Potenziale im Bereich der Einnahmeerzielung der Einrichtung erkennt und erfolgreich verwertet.“ Das wird der derzeitigen Geschäftsführerin der Werkstatt, Philippa Ebéné, offenbar nicht mehr zugetraut. Ebéné wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern.

Die Fraktionen im Abgeordnetenhaus hat Kolat weitgehend auf ihrer Seite. Die grüne Abgeordnete Susanna Kahlefeld findet den Trägerwechsel längst überfällig. Ebéné habe die Werkstatt „an die Wand gefahren“, Auslastung der Räume und Besucherzahlen seien erheblich zurückgegangen.

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