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So bunt geht es beim Karneval zumindest in Berlin nicht immer zu.

© picture alliance / dpa

Karneval in Berlin am 11.11.: Prinz Klaus I. und der herzliche Helmut

Nicht jeder ist begeistert, wenn das Karnevalskomitee das Rote Rathaus stürmt. Aber dahinter stecken sympathische Leute. Eine Glosse.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz will reinen Männervereinen die Steuervorteile streichen. Was im ersten Moment wie ein Affront gegen die Berliner CDU-Fraktion klang und die CSU umgehend auf die Barrikaden trieb, ist in Wahrheit eher an Schützen- und Sportvereine gerichtet, deren bestes Argument für den Ausschluss von Frauen lautet: Haben wir schon immer so / noch nie gemacht. Wer eine solche Begründung für stichhaltig hält, hat seine Rechnung eh ohne den Bundesfinanzhof gemacht. Der hatte 2017 einer Freimaurerloge, die keine Freimaurerinnen aufnehmen will, den Gemeinnutz aberkannt und signalisiert, diese Entscheidung könne auch andere Vereine betreffen.

Am 11.11. um 11.11 Uhr wird das Rote Rathaus gestürmt

Nicht gefährdet ist die Gemeinnützigkeit des Festkomitees Berliner Karneval e.V.: Laut Terminvorschau der Nachrichtenagentur dpa, Rubrik „Brauchtum“, steht an diesem 11.11. um 11.11 Uhr der „Rathaussturm“ des Komitees mit dem Prinzenpaar, Prinz Klaus I. und Prinzessin Jessica I., bevor. Die Chancen, dass der Regierende Bürgermeister Michael Müller zu dieser Zeit im Rathaus ist, sollen ganz gut stehen. Die Chancen, dass er eine Krawatte trägt, sind schon etwas geringer. Aber nicht so gering wie die, dass er sich die gutgelaunt von ein paar lärmenden Narren abschneiden lässt. Wird das überhaupt noch irgendwo gemacht?

Der karnevalstechnische Sturm ist in Berlin erfahrungsgemäß ohnehin eher lau, Schlips hin oder her, aber beim Blick auf die Homepage kann einem das Festkomitee glatt sympathisch werden: Als Fördermitglied steht da neben rhein- und saarländischen Exilanten auch die „Sorgenpause“. Es handelt sich hierbei um eine Spandauer Kneipe, deren Kundschaft auf Google das „gepflegte Bier“ und die „Riesen lecker Currywurst“ sowie die Herzlichkeit von Helmut und Renate lobt. Einer schreibt, "das gereichte Essen war gut, nur leider waren wir zu spät und es war nichts mehr für uns da" und vergibt deshalb nur drei von fünf möglichen Sternen. Dass in Berlin respektive Spandau heutzutage noch Menschen hungern müssen, ist natürlich bitter. Aber Sorgenpausen sowie herzliche Helmuts und Renates kann die Stadt gar nicht genug haben.

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