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Katholische Kirche: Priesterpaar stemmt sich gegen Kirchenrecht

Am Vorabend des Papst-Besuches möchten zwei katholische Priester aus Köln in Berlin Unerhörtes tun: Sie wollen in einer evangelischen Kirche das Abendmahl feiern und alle Menschen dazu einladen. Unerhört ist das Vorhaben, weil katholische Priester nur an Katholiken das Abendmahl austeilen dürfen, und auch nur an diejenigen, die nach den Regeln der katholischen Kirche leben.

Am Vorabend des Papst-Besuches möchten zwei katholische Priester aus Köln in Berlin Unerhörtes tun: Sie wollen in einer evangelischen Kirche das Abendmahl feiern und alle Menschen dazu einladen.

Unerhört ist das Vorhaben, weil katholische Priester nur an Katholiken das Abendmahl austeilen dürfen, und auch nur an diejenigen, die nach den Regeln der katholischen Kirche leben. Protestanten sind von der Eucharistie, dem katholischen Abendmahl, ebenso ausgeschlossen wie wiederverheiratete Geschiedene oder homosexuelle Paare.

Normalerweise fragt kein katholischer Pfarrer nach dem Taufbuch, bevor er das Abendmahl austeilt. Wenn er aber wissentlich jemandem die Kommunion spendet, der nicht zu dem berechtigten Kreis gehört, muss er mit kirchenrechtlichen Sanktionen rechnen.

Norbert Reicherts und Christoph Schmidt, die beiden Priester aus Köln, wollen ihre Messe am 21. September in der evangelischen Kirche St. Thomas in Kreuzberg feiern. Es ist davon auszugehen, dass viele Protestanten teilnehmen werden. „Die katholische Kirche definiert sich oft über Ausgrenzung“, sagt Norbert Reicherts, „wir wollen das umdefinieren und laden alle ein. Denn jeder, der sich von Gott beschenken lassen will, wird beschenkt, unabhängig von seinen Lebensumständen“.

Norbert Reicherts und Christoph Schmidt sind schwul, und sie sind ein Paar, mittlerweile sind sie sogar standesamtlich verheiratet. Vor 13 Jahren haben sie sich ihren Bischöfen in Paderborn und Essen offenbart. „Wir hatten oft andere Positionen als die katholische Kirche, etwa, was das Verhältnis zur Homosexualität angeht oder zur Unauflöslichkeit der Ehe“, sagt Reicherts. 1999 wurden sie von ihren Ämtern suspendiert. Seitdem verstehen sie sich als „freiberuflich arbeitende katholische Priester“, sagt Christoph Schmidt. Sie trauen Paare und haben auch schon Messen gefeiert. „Wir wollen nicht provozieren, sondern aus tiefstem Glauben heraus Menschen Gutes tun und keinen ausschließen“, sagt Schmidt.

Freiberuflich arbeitende katholische Priester kennt die katholische Kirche allerdings nicht. „Suspendierte Priester dürfen keine priesterlichen Aufgaben wahrnehmen“, sagt Stefan Förner, der Sprecher des Berliner Erzbistums. „Wenn sie es trotzdem tun, verstoßen sie gegen kirchliches Recht.“ Ob die Messe am 21. September in Kreuzberg Konsequenzen haben wird für die beiden Pfarrer, könne man noch nicht sagen.

„Wir gehen davon aus, dass da was kommen kann, schlimmstenfalls die Exkommunion“, sagt Christoph Schmidt. „In Köln dürfte sich auch herumgesprochen haben, was wir tun“, meint Schmidt.

Der WDR hat im Frühjahr einen Film über die Arbeit der freiberuflichen Priester gedreht. Bis jetzt hat ihnen der Kölner Kardinal Joachim Meisner noch keine Strafe angedroht. Aber selbst wenn sie aus der Kirche ausgeschlossen würden, bleiben sie geweihte Priester. Die Priesterweihe gilt für die Ewigkeit. Und da sie geweihte Priester bleiben, sind auch die Sakramente gültig, die sie spenden.

„Gültig, aber unerlaubt“ ist die Formel, die das Kirchenrecht dafür hat. Wenn die beiden Priester also Paare trauen, Kinder taufen, Abendmahl feiern – in der katholischen Kirche sind das sakramentale Handlungen – so sind diese Sakramente „gültig, aber unerlaubt“.

„Der Gottesdienst am 21. September ist ein mutiger Schritt“, sagt Bertold Höcker, der evangelische Superintendent des Kirchenkreises Mitte, in dessen Zuständigkeit die Thomaskirche in Kreuzberg liegt. Die beiden Priester hätten angefragt, ob sie den Kirchenraum nutzen könnten. „Von der christlichen Geschwisterlichkeit ist es selbstverständlich, dass wir die Räume zur Verfügung stellen“, sagt Höcker. Außerdem findet er gut, wenn es Anlässe wie die Abendmahlsfeier am 21. September gibt, um das „ökumenische Gespräch wiederzubeleben, das momentan ruht“, wie er sagt.

Am Abend nach der Abendmahlsfeier, am 22. September, wenn der Papst in Berlin weilt, ist eine Veranstaltung geplant, bei der Unterschiede und Gemeinsamkeiten beim Abendmahlsverständnis in der katholischen und evangelischen Kirche diskutiert werden sollen. Claudia Keller

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