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Erstkontakt. Beim Treffen von Erzbischof Rainer Maria Woelki und Bodo Mende (rechts) vom Lesben- und Schwulenverband ging es um das Verhältnis der Katholischen Kirche zur Homosexualität und Homoehe.

© dapd

Katholische Kirche: Unterschiedlich, aber friedlich

Zum ersten Mal trafen sich Lesben und Schwule zum Gespräch mit dem Erzbischof. Und natürlich ging es auch um den Papst-Besuch.

Eineinhalb Stunden haben sie geredet, der katholische Erzbischof von Berlin und der Verband der Lesben und Schwulen (LSVD). Danach haben beide Seiten eine gemeinsame Presseerklärung veröffentlicht. Eine Premiere.

Schon kurz nach der Ernennung von Rainer Maria Woelki zum Berliner Erzbischof vor wenigen Wochen hatte der LSVD den Kirchenmann zum Gespräch eingeladen. Woelki hatte das Angebot angenommen und den LSVD ins Ordinariat des Erzbistums eingeladen. Sein Vorgänger, der verstorbene Kardinal Georg Sterzinsky, war auf die Gesprächsangebote seitens der Lesben und Schwulen nie eingegangen. „Er hat auf unsere Einladungen nicht einmal geantwortet“, sagte Jörg Steinert, der Geschäftsführer des LSVD. Deshalb freue man sich sehr über die neue Dialogbereitschaft des Bistums.

Am Freitag ist der LSVD mit fünf Personen ins Ordinariat gekommen. Vonseiten der Kirche nahmen Erzbischof Rainer Maria Woelki und Pater Hans Langendörfer an dem Treffen teil, der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz und Generalkoordinator der Papstreise. Jörg Steinert, der Geschäftsführer vom LSVD, betonte nach dem Treffen im Ordinariat des Erzbistums, wie freundlich und vertrauensvoll die Atmosphäre des Gesprächs gewesen sei. So freundlich, „dass weitere Gespräche möglich sein sollten“. Auch Erzbischof Woelki sprach hinterher von einem „offenen Meinungsaustausch“, der fortgesetzt werden sollte.

Was die Positionen zur Homosexualität angeht, ist man sich natürlich kein Stück nähergekommen. „Wir haben die Möglichkeit genutzt, unsere unterschiedlichen Standpunkte auszutauschen“, sagte Steinert. Der Lesben- und Schwulenverband tritt für sexuelle Selbstbestimmung des Menschen ein und dafür, dass die Grundrechte von Homosexuellen von allen respektiert werden.

Für die katholische Kirche gilt Homosexualität als eine „objektiv ungeordnete Neigung“. Homosexualität verstoße gegen das Naturgesetz, weil sie nicht auf die „Weitergabe des Lebens“ gerichtet ist. Deshalb seien Homosexuelle zur Keuschheit „gerufen“. So steht es im Katechismus. Dort steht aber auch, dass Homosexuellen mit Achtung, Mitgefühl und Takt zu begegnen ist. „Man hüte sich, sie in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen.“

Darauf berief sich Erzbischof Woelki im Gespräch mit dem LSVD und hob hervor, „dass er persönlich und die katholische Kirche insgesamt keineswegs Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminieren oder ausschließen wollen“. Vom Ideal der Ehe zwischen Mann und Frau werde man trotzdem nicht abweichen und diesem Ideal auch in kirchlichen Einrichtungen „Rechnungen tragen“.

Der LSVD mahnte, dem Bekenntnis, nicht ausgrenzen und diskriminieren zu wollen, müssten „sichtbare“ Taten folgen. So solle die katholische Kirche „ihren Anteil an der Verfolgungsgeschichte Homosexueller aufarbeiten“ und grundgesetzlich verbriefte Rechte von Homosexuellen anerkennen, zum Beispiel das Recht, gleichgeschlechtliche Partnerschaften einzugehen. Deshalb dürfe zum Beispiel in einem katholischen Kindergarten der lesbischen Putzfrau nicht gekündigt werden, nur weil sie sie eine Partnerschaft mit einer Frau eingehe.

Bei dem Treffen am Freitag ging es auch um die geplante Anti-Papst-Demo kommenden Donnerstag. Während Benedikt XVI. zu den Abgeordneten im Bundestag spricht, will das vom LSVD initiierte Bündnis „Der Papst kommt“ gegen die Sexualmoral der katholischen Kirche und für die Trennung von Staat und Kirche demonstrieren. Pater Hans Langendörfer bat die Vertreter des Lesben- und Schwulenverbandes, mit dafür Sorge zu tragen, dass die Demonstration so verlaufe, dass Papst Benedikt der nötige Respekt nicht versagt bleibe. „Natürlich halten wir es nach wie vor für legitim, für unsere Positionen zu demonstrieren“, sagte Jörg Steinert am Freitagnachmittag. Einig waren sich beide Seiten aber darin, dass die Proteste friedlich verlaufen müssen. Dem Bündnis „Der Papst kommt“ haben sich über 60 Gruppierungen angeschlossen.

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