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Kaugummi-Attacke: Die Ekelmauer am Potsdamer Platz

Kunst oder Ekelobjekt? Die alten Grenzbefestigungen am Potsdamer Platz sind mit platt gedrückten Kaugummis übersät. Neben Touristen und Wespen interessiert sich nun auch die Senatsverwaltung für die Ekelmauer.

Wespen interessieren sich für die Berliner Mauer in der Regel nur wenig, am Potsdamer Platz aber schon. Doch es ist nicht der Beton der dort zum Teilungsdenkmal aufgebauten Mauersegmente, sondern die daran festgeklebten Spuren der neueren Geschichte. Immer wieder umkreisen einzelne Insekten die aufragenden Wände, suchen sich vielversprechende Landeplätze, voller Lust auf Süßes.

Angelockt werden die Wespen durch unzählige Kaugummis, mit denen die beiden äußeren der sechs durch gleichhohe Text- und Bildtafeln getrennten Mauersegmente gepflastert sind. Menschen haben sie dort entsorgt, die Wespen aber finden daran noch immer Geschmack oder versuchen es zumindest.

Es sind Hunderte, wenn nicht Tausende breit gedrückter Kaugummis, meist in bequemer Höhe angebracht, einige sogar kurz unter der Krone des Denkmals. Vereinzelt sind die Gummis wiederum mit hineingepressten Kronkorken und Verpackungsresten dekoriert. Wer genau sich dort auf diese Weise verewigt hat, ist nur zu vermuten. Es dürften aber Menschen sein, die längere Zeit vor der Restmauer verharren, weniger die achtlos vorübereilenden Einheimischen als vielmehr staunende Berlin-Besucher. Mit der befleckten Wand haben sie sogar eine neue touristische Sensation geschaffen, die sie nun, wohl oft leicht angeekelt, fotografieren. Eine schöne Reklame für Berlin ist dies nicht, auch wenn die Gummihaut die Mauer gut konservieren dürfte. Die zuständige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat erst jetzt von der Verschmutzung erfahren und will die Mauer umgehend reinigen lassen, sagte am Montag Sprecher Mathias Gille.

Vielleicht sind die Kaugummis aber nur ein Anfang, und Berlin folgt hier einem Trend. Fast legendär ist die Market Theatre Gum Wall in Seattle im US-Bundesstaat Washington, die ihren Anfang 1993 nahm und schon mehrere Zentimeter dick ist. 2009 drehte Jennifer Aniston davor eine Szene für „Love Happens“. Im kalifornischen San Luis Obispo gibt es die Bubblegum Alley. Und in London hat sich der Künstler Ben Wilson schon vor Jahren daran gemacht, Kaugummis auf den dortigen Straßen mit Bildchen zu verzieren. Über 10 000 Werke sind so entstanden. Man sollte ihn nach Berlin einladen.

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