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Kaum Geschäftsleute: Umsätze bei Spitzenhotels fallen

Der Monat Mai hat für viele Berliner Spitzenhotels eine wirtschaftliche Talfahrt eingeleitet. Während die Zahl der Individualtouristen durchaus noch auf relativ hohem Niveau liegt, ist das Kongress- und Veranstaltungsgeschäft auf breiter Front eingebrochen – das trifft vor allem die international ausgerichtete Fünf-Sterne-Hotellerie.

„Solche Häuser brauchen einmal in der Woche eine Convention, eine Tagung, eine Gala“, sagt Kurt Lehrke, der Chef des Palace-Hotels im Europa-Center. Doch gerade in diesem Bereich hat die Krise stärker durchgeschlagen als bei den Individualreisenden. Lehrke prognostiziert über das gesamte Jahr einen Umsatzrückgang von etwa zehn Prozent gegenüber 2008. Das deckt sich mit den Einschätzungen in anderen Luxushotels.

Willy Weiland, der Chef des Hotels Intercontinental und Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands, ist dagegen für sein Haus mit dem Mai nicht unzufrieden. Dort werden vor allem Großveranstaltungen abgehalten, die über Jahre geplant sind und deshalb nicht kurzfristig storniert werden; anfälliger sind Hotels, die sich auf kleinere Tagungen spezialisiert haben. Generell bestätigt aber auch Weiland, dass die Geschäftsreisenden einfachere Hotels buchen, kürzer in der Stadt bleiben und dabei weniger Geld auch in der Gastronomie ausgeben – in der Summe ein gefährlicher Trend für die Branche, zumal mit sinkender Auslastung auch die Zimmerpreise fallen.

Das Adlon, das traditionell besonders viele Gäste aus Amerika und England beherbergt, leidet gegenwärtig besonders unter der Situation. Nach Angaben der Hotelsprecherin Sabrina Held ist die Belegung im April auf rund 40 Prozent gesunken, 15 Prozentpunkte weniger als im Jahresmittel 2008.

Inzwischen wird in der Branche häufig das Wort „Zwangsurlaub“ geflüstert, das Weiland indessen für irreführend hält. Es gehöre zum normalen Handwerkszeug des Hoteliers, sagt er, die Urlaubsplanung so zu steuern, dass die Mitarbeiter dann, wenn sie gebraucht werden, auch alle vorhanden sind – und möglichst viele Tage dann abfeiern, wenn Ruhe herrscht. Allerdings wirkt sich die Krise insofern auf die Arbeitsplätze aus, als Zeitverträge nicht verlängert und viele frei werdende Stellen vorerst nicht neu besetzt werden. Auch Investitionen werden oft zurückgestellt.

Die Hoffnung der Hoteliers richtet sich jetzt vor allem auf Spätsommer und Herbst, wo mit der Leichtathletik-WM und dem Mauerjubiläum attraktive Ereignisse absehbar sind. Doch es handelt sich nicht um Selbstläufer. „Ich habe nicht den Eindruck, dass die Berliner schon viel von der Weltmeisterschaft gemerkt haben“, merkt Kurt Lehrke kritisch an. Die Werbung müsse noch viel tun, sagt er. bm

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