zum Hauptinhalt

Berlin: Kaum war der Präsident in der Stadt, ging die Randale los Steinwürfe und brennende US–Flaggen an der Schloßbrücke Mehrere Verletzte / Polizisten von Autonomen verdrängt

Der amerikanischen Präsident George W. Bush besucht zum ersten Mal Berlin – begrüßt wurde er aber nicht nur von Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, sondern auch von knapp 20 000 Demonstranten.

Der amerikanischen Präsident George W. Bush besucht zum ersten Mal Berlin – begrüßt wurde er aber nicht nur von Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, sondern auch von knapp 20 000 Demonstranten. Bush war etwa eine halbe Stunde in Berlin, da zeigten einige Hundert Autonome auf der Schloßbrücke in Mitte erstmals ihre Gewaltbereitbereitschaft. US-Flaggen wurden verbrannt, Steine und Feuerwerkskörper flogen, Autonome schlugen Polizisten in die Flucht. Teils warteten Beamte ohne Schlagstöcke und Schutzschilder längere Zeit vergeblich auf Verstärkung. Es gab Festnahmen und Verletzte – anders als während der tagsüber friedlichen Protestveranstaltungen. Berlins Mitte war schon am Nachmittag weiträumig abgesperrt, U- und S-Bahnen fuhren auf den Stationen in der Ost-City durch.

„Airforce One. Landing left“ – mit diesen Worten meldete sich die Crew der Präsidentenmaschine kurz vor 20.15 Uhr beim Tegeler Tower an. Der Flugverkehr war gut 20 Minuten unterbrochen, ein Dutzend Maschinen starteten oder landeten mit Verspätung. Rund 100 Schaulustige wollten die Maschine aus der Nähe sehen, aber bekamen sie nur am Himmel zu Gesicht. Winken, begrüßen, einsteigen – und schon startet die Kolonne Richtung Mitte.

Während sich der US-Präsident mit Botschafter Daniel Coats sowie Bundeskanzler Gerhard Schröder und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit bei „Tucher“ traf, kippte die Stimmung auf der Anti-Bush-Demo. Bis gegen 20.30 Uhr war es unter den rund 20 000 Demonstranten ruhig geblieben, dann eskalierte die Situation auf der Schloßbrücke in Mitte, wo sich Gewaltbereite im autonomen Block versammelt hatten. Anfangs hatten sich noch Pazifisten zwischen die Vermummten und die Polizei gestellt – aber auch zwischen palestinänsischen und israelischen Demonstranten vermittelt. Gegen 21 Uhr flogen immer häufiger Flaschen und Feuerwerkskörper aus dem schwarzen Block in Richtung Polizei, USA-Flaggen gingen in Flammen auf. Die Beamte waren dort größtenteils nur mit Schutzanzug, nicht aber mit Schlagstöcken und Schutzschildern ausgerüstet.

Auf der Schloßbrücke hatte Polizei-Einsatzleiter Michael Knape schließlich seine Mitarbeiter per Funk um „Entschlossenheit, Konzentration und äußerste Genauigkeit“ gebeten. Die Polizei vermutete, die Autonomen wollten zum Adlon stürmen. Am Lustgarten kam es schließlich zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, eine Frau lag bewußtlos auf dem Rasen. Polizisten wurden von den Randalieren regelrecht verdrängt.

„Mörder, Mörder“, „Bullen raus“ – so lauteten Rufe aus dem schwarzen Block. Rund 1000 gewaltbereite Demonstranten sollten sich im Zug aufhalten, schätzte die Polizei am Abend, gegen 21 Uhr sollen es noch rund 300 am Schloßplatz gewesen sein. Auf sie richteten sich alle Objektive – „die inszenieren das doch alles fürs Fernsehen“, kritisierten friedliche Teilnehmer.

Rund um den Pariser Platz war unterdessen kein Durchkommen. Die S-Bahn fuhr gestern Abend nicht alle Bahnhöfe an, und auch die BVG ließ ihre Kundschaft nicht auf allen Stationen aussteigen. Die Züge der U2 fuhren auf den Stationen Stadtmitte, Hausvogteiplatz und Mohrenstraße durch, die U6 hielt „Französische Straße“ und „Stadtmitte“ nicht.

Noch bis zum frühen Abend war noch alles friedlich verlaufen, In der Hitze hatte es viele zum Springbrunnen im Lustgarten gezogen – und über nackten Oberkörpern wehten rote Fahnen.kög/fan/Ha/weso/du-

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false