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Berlin: Keilerei am Ostkreuz: Polizisten erschossen verirrtes Wildschwein mit Maschinenpistolen

2.45 Uhr am Ostkreuz, in der Nacht zu Dienstag.

2.45 Uhr am Ostkreuz, in der Nacht zu Dienstag. "Da läuft ein Wildschwein auf dem Markgrafendamm", teilt ein anonymer Anrufer unter 110 mit. Ein Funkwagen mit zwei Polizisten fährt sofort los. 3.00 Uhr. Man sichtet den Keiler an der Ecke Corinthstraße und fordert Verstärkung an. Sechs Beamte beginnen die Verfolgungsjagd. Sie treiben das Tier über die Bödiker- und Persiusstraße bis in einen Hof am Markgrafendamm 11 nahe der S-Bahnbrücke. "Das Tier war verängstigt und aggressiv", resümiert Polizei-Sprecher Hans-Jörg Dräger später.

Die Beamten lassen sogenannte Deformationsgeschosse kommen, die ein Tier wirkungsvoller und schneller erledigen als normale Munition. Nach sechs Schüssen aus Maschinenpistolen, um 4.45 Uhr, ist der Keiler tot.

Dass mitten in der City wie in der Nacht zum Dienstag ein Wildschwein auftaucht, ist nach Auskunft von Forstleuten ungewöhnlich. Üblicherweise treiben die Tiere nur an den Stadträndern ihr Unwesen. Rund 100 Schweine werden jährlich in bewohnten Berliner Gebieten erlegt. Im vergangenen Jahr haben die Schweine sich bis in die Heerstraße und in Scherbergärten am Olympiastadion verirrt. Wie ein Keiler zum Ostkreuz kommt, ist für die Fachleute allerdings ein Rätsel.

"Die Entfernung zum Wald ist auffallend groß", sagt Marc Franusch von den Berliner Forsten. Allerdings gingen die Tiere auch gerne über S-Bahntrassen. Möglicherweise habe der Keiler, etwa aus Biesdorf kommend, eine weite Strecke zurückgelegt, und sich nach Friedrichshain nur verlaufen. Es könne aber auch sein, dass jemand in falsch verstandener Tierliebe einen Frischling im Wohnzimmer großgezogen habe. "Dann setzte er das Tier aus, weil es ihm zu groß wurde. Das kommt durchaus vor", weiß Franusch.

In den letzten Jahren hat der Wildschweinbestand stark zugenommen, bedingt durch milde Winter und eine gute Nahrungslage. In diesem Jahr zählen die Förster wieder besonders viele Frischlinge, bis zu elf Nachkömmlinge pro Bache - und seit Februar ist Wurfzeit.

Das Auftauchen eines Keilers am Ostkreuz in Friedrichshain werde jedoch ein Einzelfall bleiben, beruhigt der Forstmann.

Boulevard Berlin: Was die Stadt bewegt...

Katharina Körting

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