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Berlin: Kein Anschluß: Warum das Kreuzberger Bezirksamt gestern telefonisch nicht erreichbar war

Das Kreuzberger Rathaus gab es seit gestern Mittag einfach nicht mehr. "Diese Rufnummer ist uns nicht bekannt", leugnete eine Frauenstimme kurzerhand dessen Existenz, "bitte fragen Sie bei der Auskunft nach.

Das Kreuzberger Rathaus gab es seit gestern Mittag einfach nicht mehr. "Diese Rufnummer ist uns nicht bekannt", leugnete eine Frauenstimme kurzerhand dessen Existenz, "bitte fragen Sie bei der Auskunft nach." Vielleicht verwählt? Noch einmal von vorne: Zwo-Fünf-Acht-Acht - doch erneut war die einschmeichelnde Damenstimme mit der schlechten Nachricht am anderen Ende der Leitung.

Erster und naheliegendster Gedanke: Die in der Vergangenheit gelegentlich als Dienstleistungs-Dinosaurier in Erscheinung getretene Telekom ist schuld. Dort wusste man allerdings von nichts: "Vielleicht ist das eine ISDN-Anlage. Wenn da zu viele Leute anrufen, kann das schon mal passieren." Zu viele Leute? Ein schrecklicher Verdacht: War das Rathaus Berlin-Kreuzberg zur Zielscheibe skrupelloser Telefon-Terroristen geworden? Vorbilder gab es ja - zum Beispiel jene Hacker, die Internetseiten vor gar nicht langer Zeit durch massenhafte Zugriffe lahmlegten. Ob Vergleichbares auch in der Yorckstraße möglich sein könnte, wusste auch die Störungsstelle der Telekom nicht. Die konnte nämlich nichts sagen, obwohl der Anruf sogar kostenlos gewesen wäre - wenn, ja, wenn nicht entweder besetzt gewesen oder niemand abgehoben hätte.

Doch schließlich die rettende Auskunft nach internen Ermittlungen bei der Telekom: "Da müssen sie die BerliKomm anrufen - bei denen sind die Kunde." Bärbel Pfeiffer, dortige Presseeferentin, zeigte sich "entsetzt". Dann machte sie ihren Technikern Beine - und was die rausfanden, war zwar interessant, machte aber die Telefone im Rathaus nicht wieder lebendig: "Die Einwahl ist gestört - aber das liegt nicht an BerliKomm, sondern an unserem Partner." Gemeint war natürlich die Telekom, der die Kreuzberger als einziges Rathaus zugunsten von BerliKomm den Rücken gekehrt haben. Fusionspartner Friedrichshain etwa telefoniert noch über die Leitungen des Ex-Monopolisten. Eine Schnellumfrage in den (telefonisch erreichbaren) Rathäusern der Stadt ergab außerdem, dass unter anderem Neukölln, Wilmersdorf und Charlottenburg bald wechseln wollen. Allerdings herrschte Stille in der Leitung, als die Frage nach dem neuen Partner fiel.

Zu Redaktionsschluss muss im Kreuzberger Rathaus immer noch angenehme Telefonstille geherrscht haben, von Handys mal abgesehen. Eine Stellungnahme war von dort übrigens gestern nicht zu bekommen - aus offensichtlichen Gründen.

Johannes Metzler

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