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Menschenskinder! Nicht überall kann der Nachwuchs sich in diesen Ferienwochen so gut austoben wie am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg.

© dpa

Kein Geld für Reparaturen: Viele Spielplätze in Berlin wegen Baumängeln geschlossen

Ferienzeit, Kinderzeit? Nicht in Berlin. Viele Spielplätze sind in diesem Sommer gesperrt oder werden in Kürze dichtgemacht. Die Gründe? Geldmangel – und ein paar rücksichtslose Berliner.

Dieser Spielplatz hatte viele Fans, vor allem im Sommer. „Ein Paradies für Eltern von Kindern im Alter von 0 - 3 Jahren“ sei die Anlage an der Kopenhagener/ Ecke Rhinower Straße in Prenzlauer Berg, schwärmte eine Mutter auf einer Website, auf der sich Eltern austauschen. Auf dem mit Hügeln, Brücken und Tunneln gestalteten Gelände „kann man seine Kleinen einfach mal die Welt auf eigene Faust erkunden lassen“. Schön war’s – schön wär’s! Denn der Spielplatz ist eine von 20 Anlagen im Bezirk Pankow, die derzeit wegen Mängeln geschlossen sind oder kurz vor der Schließung stehen. Und das mitten in den Sommerferien.

Fast jeder zehnte Spielplatz ist nicht benutzbar

Dabei gibt es zumindest auf dem Papier in diesem Bezirk jede Menge Spielplätze, auf denen sich der Nachwuchs austoben kann, 210 sind es offiziell. In der Realität ist aber fast jeder zehnte Spielplatz des Bezirks derzeit nicht benutzbar oder wird in Kürze wegen Baumängeln und anderer Probleme gesperrt. Das sagte Stadtentwicklungsstadtrat Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/Die Grünen) am Donnerstag dem Tagesspiegel. In der Regel liege es daran, dass der Bezirk nicht genug Geld habe, um Baumängel, Abnutzung, verrottete Geräte oder Umweltbelastungen zu beheben. Da müsse man Prioritäten setzen. So sollen von zehn Spielplätzen im Ortsteil Karow fünf abgebaut werden, um die verbleibenden fünf ordentlich pflegen zu können.

Der viel gelobte Spielplatz an der Kopenhagener Straße ist wegen Baumängeln geschlossen.
Der viel gelobte Spielplatz an der Kopenhagener Straße ist wegen Baumängeln geschlossen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Die Lage habe sich in den vergangenen zwei Jahren mangels Geld und Personal weiter verschlechtert, sagt der Stadtrat. Und sieht die Schuld auch bei jenen Bürgern, die mit ihrem rücksichtslosen Verhalten den Bezirkshaushalt an anderer Stelle so belasten, dass Geld für Spielplätze fehle. So koste es 100.000 Euro pro Jahr, Montag für Montag den Müll zu beseitigen, den feierfreudige Menschen im Mauerpark hinterließen. Davon könnte so manch ein Spielplatz repariert und wiedereröffnet werden.

In anderen Bezirken fällt die Bilanz besser aus, auch wenn einzelne Spielanlagen derzeit ebenfalls nicht benutzt werden können. In Charlottenburg-Wilmersdorf ist zum Beispiel die Rohrrutsche an der Reichsstraße außer Betrieb. Weil der Abriss teuer wäre, nutzt man die knappen Mittel lieber für Neubauten an anderer Stelle. Immerhin ist keiner der 125 Spielplätze in diesem Bezirk komplett gesperrt, sagt Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte (SPD). Allerdings nimmt die Vielfalt des Angebotes immer mehr ab, da defekte Spielgeräte meist nur abgebaut, aber aus Geldmangel nicht ersetzt werden können, klagt Schulte. Um alle Anlagen in optimalem Zustand zu halten, müsste der Bezirk pro Jahr acht Plätze sanieren, rund eine Million Euro koste das.

Auch aus Lichtenberg ist zu hören, dass man bis zu einer Million Euro brauche, um die 136 Spielplätze des Bezirks wieder auf das gleiche Niveau zu bringen wie noch vor ein paar Jahren. Zugleich lobt Stadtentwicklungsstadtrat Wilfried Nünthel (CDU) das kürzlich vom Senat beschlossene Spielplatzsanierungsprogramm. 20 Millionen Euro bekommen die Bezirke 2014/15 zusätzlich für die Reparatur der öffentlichen Spielplätze.

Die Wasserspielanlage in Stralau wurde endlich repariert

In Steglitz-Zehlendorf und Neukölln stehen stehen einige Spielplätze wegen Sanierungen nur eingeschränkt zur Verfügung, berichtet Bernd Kanert vom Neuköllner Grünflächenamt. In Friedrichshain- Kreuzberg sind eine Handvoll Spielplätze gesperrt. Aber zumindest ein fast neuer Platz kann jetzt benutzt werden: Die wegen einer kaputten Batterie defekte Wasserspielanlage in Stralau wurde repariert. Familien aus der Umgebung hatten darauf wie berichtet seit Mai gewartet.

Der Wasserspielplatz auf Stralau war monatelang nicht in Betrieb - seit Donnerstag aber fließt das Wasser wieder.
Der Wasserspielplatz auf Stralau war monatelang nicht in Betrieb - seit Donnerstag aber fließt das Wasser wieder.

© Henning Onken

In Spandau wurde der Spielplatz am Spekteweg, Ecke Hohenzollernring, wegen Baufälligkeit komplett gesperrt, soll aber noch in diesem Jahr erneuert werden. Der Kinderspielplatz im Wröhmännerpark kann während der Ferien ebenfalls nicht genutzt werden, denn er wird noch bis Anfang September umgebaut.

Eine gute Nachricht zumindest gibt es auch aus dem klammen Pankow, das vor einigen Monaten durch eine Spendensammelaktion für marode Spielgeräte auf dem Helmholtzplatz von sich reden machte. Zwar kam seitens der Anwohner nur knapp ein Drittel der benötigten 5000 Euro zusammen. Aber Stadtrat Kirchner erwartet nun, dass der Rest mithilfe eines Fördermittelantrages zusammenkommt. Kommendes Frühjahr soll der Spielplatz in neuer Schönheit erstrahlen – rechtzeitig zu den Sommerferien 2015.

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