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Berlin: Kein „Knut-Effekt“ im Tierheim

Seit Ferienbeginn sind die Käfige wieder voll

Ganz Berlin ist vernarrt in das Eisbärbaby Knut, von einer neu entflammten Tierliebe kann bei den Hauptstädtern dennoch keine Rede sein. Während über Ostern fast 90 000 Menschen vor dem Bärengehege des Zoos Schlange standen, um den weißen Fellbatzen zu sehen, blieb ein Andrang bei der Vermittlungsstelle des Tierheims Berlin in Hohenschönhausen aus. „Einen Knut-Effekt können wir leider nicht feststellen“, sagt Sprecherin Evamarie König.

Ganz im Gegenteil: Noch vor Beginn der Schulferien wurden wieder etliche ungeliebte Haustiere abgegeben, vor allem Katzen. Und auch in den kommenden Tagen rechnen die Mitarbeiter mit Neuzugängen, die zu Ostern verschenkt wurden. „Das erfolgt immer zeitversetzt“, sagt Evamarie König. „Wenn das erste Interesse vorbei ist und sich in der Familie niemand mehr um das Tier kümmern will, wird es bei uns abgegeben.“ Sobald der neue Mitbewohner mehr Arbeit als Freude macht, erweichen auch das niedliche Stummelschwänzchen eines Kaninchens oder die lustigen Schlappohren eines Hasens das Herz seines überforderten Besitzers nicht mehr.

Derzeit leben im Tierheim mehr als 1000 Tiere, unter anderem 402 Katzen, 261 Hunde sowie 214 Kaninchen und Meerschweine. „Wir haben mehr Abgaben als Vermittlungen“, sagt Evamarie König. Sie hofft, dass sich die Berliner nach dem Hype um den Eisbärennachwuchs im Zoo auch mehr für die Heimgeschöpfe interessieren. „Wenn Knut etwas älter ist und nicht mehr die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht, entdecken die Menschen vielleicht, dass Tiere das Leben bereichern können.“ Dann würden sie sich womöglich nicht mehr nur mit Zoobesuchen und Tiersendungen im Fernsehen zufrieden geben, sondern auch selbst Verantwortung für ein Tier übernehmen. Natürlich nur, wenn es „in den Lebensentwurf passt“ und finanziert werden kann.

Dem Tierheim, das sich durch Spenden finanziert, käme das sehr gelegen. Während die Zahl der abgegebenen Tiere steigt, fehlen die Mittel für deren Unterhalt. Derzeit besteht ein „akuter Mangel“ an Decken für die Hunde auf der Krankenstation. Wer sich seiner alten Strandlaken oder Wolldecken entledigen will, kann sie direkt im Tierheim abgeben – und verliebt sich dabei vielleicht gleich in einen der Bewohner. hey

Weitere Informationen unter: www.tierschutz-berlin.de

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